Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 118.jpg

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und soeben monatelang berufsunfähig auf Krankenurlaub in der Welt umhergereist war.

Doch so bedenklich die Angelegenheit in diesem Augenblick zu stehen schien, so sehr man auf der Hut sein mußte, verloren war sie noch lange nicht. Für tatsächlich, für im wahren Wortsinn verrückt hielt ihn heute doch niemand, es sei denn, daß Otto selbst schon so weit war. Und wenn die anderen, sogar die Ärzte, die schwere Verstörung Ottos – es mußte ja noch keineswegs Wahnsinn sein – noch nicht zu erkennen vermochten; – er, Robert, der einzige, der klar sah, hatte wohl das Recht, ja die Pflicht, die Menschen in nächster Umgebung auf die drohende Gefahr hinzuweisen; und keineswegs nur darum, um von sich selber eine abzuwenden. Freilich galt es vorsichtig zu sein; und wenn Otto sich seine Verbündeten gesucht hatte, es war ihm, Robert, gewiß nicht verwehrt, das gleiche zu tun, ja, es war seine Pflicht und Schuldigkeit, vor allem um Ottos willen. Er dachte an Doktor Leinbach. Wurde auch dessen ärztliche Gediegenheit, vielleicht sogar die Schärfe seines Verstandes von manchen Fachleuten einigermaßen angezweifelt, er war Robert doch von Jugend auf verbunden, war ihm Freund, liebte ihn in seiner Weise. Und grade, daß er nicht beruflich begrenzt und sehr ferne davon war, ein Spezialist zu sein, machte ihn in diesem Falle zum unbestechlichsten

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_118.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)