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Als Robert eintrat, blickte Otto von seinem Eintragungsbuch auf, in das er eben Notizen einzuzeichnen im Begriffe war. Robert las in diesem Blick Erstaunen, Mißbilligung und ein leichtes Erschrecken. Er erschien sich ein wenig wie ein Schüler, der, nicht genügend vorbereitet, sich einer bedeutungsvollen Prüfung unterziehen mußte und nun gezwungen ist, sich in seinen Antworten ganz auf die Eingebung des Augenblicks zu verlassen. So nahm er denn einen übertrieben frischen Ton an, den er selbst sofort als gekünstelt empfand.

„Ja, ich bin’s“, sagte er. „Zu einer etwas ungewohnten Stunde, nicht wahr. Störe ich dich vielleicht?“

„Durchaus nicht“, erwiderte Otto und sah auf die Uhr. „Willst du dich nicht setzen? Wie geht es deiner Braut?“

„Danke, sehr gut. Sie hat jetzt alle Hände voll zu tun, wie du dir denken kannst. Die Wohnung ist aufgenommen; weißt du, die, von der wir dir neulich erzählt haben; mit dem Blick in die Gärten. Aber um dich nicht über Gebühr aufzuhalten, – ich komme aus einem ganz bestimmten Grund. Wie ich dir schon neulich erzählte, bin ich damit beschäftigt, wie es sich in solchen Lebensperioden ziemt“, er lächelte wie verschämt, was ihm gleich wieder kindisch vorkam, „Ordnung in meine alten Papiere zu bringen.

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_129.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)