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ihm und hielt den Blick auf Ottos gesenkten grauen Kopf geheftet, der sich aus dem Pelzkragen hervorhob und ihm nun sonderbar fremd erschien, wie der eines müden alten Mannes, den er nicht kannte. Was hat dieser Besuch zu bedeuten? fragte er sich. Was will er hier? Flüchtig fuhr ihm durch den Sinn, ob Otto nicht etwa ein giftiges Pulver mitgebracht hätte, das sich im Raum verbreiten und später seine verderbliche Wirkung entfalten sollte; und er nahm sich vor, für alle Fälle nachher das Fenster zu öffnen. Plötzlich wandte Otto sich um, Robert verlieh seinem eigenen Blick einen unbefangenen Ausdruck und bemerkte, daß Ottos Augen sich leicht umschleierten. Gleich darauf trat Otto ganz nahe zu ihm hin und meinte lächelnd: „Du bist nun hoffentlich endgültig vernünftig geworden.“ – „Endgültig?“ wiederholte Robert, für seinen Teil den scherzhaften Ton aufnehmend. „Das kann man ja nie wissen. Bei mir schon gewiß nicht. Und ist es denn gar so wünschenswert, vernünftig zu sein, endgültig vernünftig?“ – „Meiner Ansicht nach doch wohl“, erwiderte der andere ernst, beinah hart. – „Das wäre noch zu beweisen“, entgegnete Robert eigensinnig. „Vielleicht bin ich sogar verrückt. Ich will es nicht in Abrede stellen. Aber wenn ich es bin, so fühle ich mich sehr wohl dabei. Und das ist doch die Hauptsache, nicht?“ Es war ihm, als eröffnete sich ihm mit einemmal eine

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_141.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)