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es nur eines mehr – Flucht. Flucht noch am heutigen Tage. Denn das Morgen schon konnte Verderben bringen. Wohin? Das war am Ende gleichgültig. Alles übrige würde sich finden, wenn er erst mit Paula die Stadt verlassen hätte. Seine Miene gehorchte ihm so sehr, daß sie von den Vorgängen in seinem Innern nicht das mindeste verriet. Den Brief, den Otto ihm gegeben, hielt er in der Hand, sah ihn flüchtig durch, ohne ihn eigentlich wieder zu lesen, zerriß ihn in kleine Stückchen, und mit einem humoristischen Lächeln zu seinem Bruder hin warf er sie in den Ofen. „Und nun wird es Asche“, sagte Otto bedeutungsvoll und mit einem Pathos, das sonst seine Art nicht war.

Wie ungeschickt, dachte Robert und stieß mit dem Fuß die Ofentür zu.

„Aber du solltest wohl längst im Amt sein“, meinte Otto in übertrieben frischem Ton. „Darf ich dich nicht hinbringen?“ – „Danke. Ich gehe vor der Arbeit gern in der klaren Winterluft ein paar Schritte zu Fuß.“ Er öffnete das Fenster, wie er sich vorgenommen, dann verließ er mit seinem Bruder das Zimmer.

„Also wir rechnen zuversichtlich darauf“, sagte Otto auf der Stiege, „euch heute abend bei uns zu sehen. Nicht wahr?“ Robert nickte. Nun war es ihm völlig klar. Heute abend sollte es geschehen. Ein

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_144.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)