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XVI

Die Mittagsglocken läuteten durch die Stadt, während Robert auf dem kürzesten Weg zu Paula eilte. Sie schien erstaunt, sogar ein wenig erschrocken, als sie ihn zu so ungewohnter Stunde in ihr helles Zimmer treten sah. Der heitere Ausdruck, den er seinen Mienen zu verleihen gewußt hatte, beruhigte sie sichtlich, und er erkannte sofort, daß sie wenigstens noch nicht vor ihm gewarnt worden war. Für diesen Fall war er entschlossen gewesen, ihr sofort zu eröffnen, welch unheilvoller Wahn seines Bruders Geist umfangen hielt; nun durfte er damit noch zuwarten und konnte im übrigen seinen Einfall von gestern für seine Zwecke weiter nutzen. Er umarmte sie zärtlich, und in einem leidenschaftlichen Ton, der ihr nicht ungewohnt war, fragte er sie: „Könntest du dich entschließen, mit mir fortzufahren?“ – „Fort?“ – „Nur für ein paar Tage. Aufs Land.“ – „Aufs Land? Mit – mit dir allein?“ – „Ja, mit mir allein, mit mir ganz allein.“ Er zog sie an sich. – „Ja, was ist denn geschehen?“ fragte sie mit großen Augen. – „Vorläufig nichts. Ich habe dir doch gestern erzählt, daß der Amerikaner hier ist. Heute kann ich dir mehr

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_148.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)