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sie hielt seine Hände fest. „Soll ich dich nicht ein Stück Wegs begleiten?“ – „Ich danke dir, Liebste, bleib nur daheim und benutze die Zeit lieber, um deine Sachen zusammenzurichten. Viel brauchst du natürlich nicht mitzunehmen auf die Reise; auf die Hochzeitsreise“, fügte er leise hinzu, sie heftig an sich ziehend. Er fühlte sie in seinen Armen ein wenig zittern und nahm es für bräutliche Erregung. „Auf Wiedersehen“, sagte er dann, küßte ihre kühlen Lippen, und mit einem vergnügten Nicken, als wäre das Ganze ein Spaß gewesen, verließ er das Zimmer.

Er eilte die Treppen hinunter, in Angst, daß sie ihm nachrufen könnte; und auch auf der Straße schlug er einen raschen Schritt ein. Wird es wirklich nur auf Tage sein? fragte er sich. Halte ich es denn für möglich, daß Otto einfach durch die Tatsache meines Verschwindens wieder zur Vernunft kommen könnte? Ist es nicht viel wahrscheinlicher, daß er meine Abreise als ein neues Zeichen in seinem Sinn deutet, daß er meinen Aufenthalt zu entdecken sucht, mich verfolgt oder verfolgen läßt und am Ende – findet?! Nein, das wird er nicht. Ich werde schlauer sein als er. Finden sollen sie mich nicht! Wie wär’s, wenn ich einen Selbstmord vorspiegelte? Kein übler Einfall. Doppelselbstmord. Ich und Paula. Wir lassen einen Brief zurück … wie man es in solchen Fällen zu tun pflegt. Man würde sich nicht

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_152.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)