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seiner Reise kam Robert zu Bewußtsein. Ob es am Ende wirklich nur eine Reise war? Ob das, was er als Flucht geplant und unternommen, nicht bestimmt sein konnte, als Vergnügungsfahrt zu enden? Ein letztes Mal regte sich die Hoffnung in ihm, daß er sich vielleicht doch getäuscht hätte, daß sein Bruder nicht wahnsinnig war, daß alles gut enden werde, daß er selbst in die Lage kommen könnte, Paula gegenüber seine Geschichte von dem eifersüchtigen Amerikaner als ein Märchen auszugeben, zu dem Zweck erdacht, um der Geliebten die Zustimmung zu einer vorzeitigen Hochzeitsreise zu entlocken. Doch das dauerte nicht lange. Eine so trügerische Beruhigung, die ihm gewiß nur aus einer Erschlaffung seiner Nerven kam, war er verpflichtet abzuweisen, da sie doch nur eine neue Gefahr bedeutete. Er erinnerte sich des heutigen Morgens, des letzten Blicks aus den Augen seines Bruders, und er wußte, daß er sich auf einer Flucht befand.

Der Zug hielt in dem kleinen Marktflecken, den Robert in der Erinnerung einiger mit Alberta hier verbrachter Sommertage als vorläufigen Aufenthaltsort gewählt hatte. Nun, da er das langgestreckte Dorf, das er sich auch auf der Herreise immer nur im frischen Grün und in Sommerfarben vorzustellen vermocht hatte, winterlich verschneit vor sich liegen sah, war ihm, als empfange ihn eine ganz andere, eine

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)