Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 158.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

fremde, nie vorher geschaute Gegend. Er überließ einem Lohndiener seine Tasche und folgte ihm über eine Brücke, unter der die Ache rauschte, durch eine längs des Wassers hinführende Allee, deren er sich aus jenem Sommer wie eines hohen, schützenden Baumganges erinnerte, endlich durch einen Torbogen, unter dem aus einer schmiedeeisernen Laterne ein mattes, gelblichrotes Licht schimmerte, auf den verlassenen Hauptplatz mit dem schweigenden Brunnen, zum Gasthof hin. Ein großes Zimmer wurde ihm angewiesen, dessen hohes Bogenfenster dem blaßleuchtenden Gebirge zugewandt war. Über der alten Kommode an der Wand hing in Öldruck lebensgroß ein Madonnenbildnis. Zu beiden Seiten des breiten Bettes sanken bescheidene Kattunvorhänge nieder. Robert erklärte sich mit dem Zimmer einverstanden und bemerkte, daß seine Gattin mit dem nächsten Zug, abends um zehn Uhr, eintreffen werde. Die Glühlampe, die von der Decke herabhing, leuchtete so schwach, daß er sich genötigt sah, Kerzen zu verlangen. Man stellte sie ihm in zwei Messingleuchtern auf den riesigen, wackligen Tisch, dann blieb er allein. Eine Weile sah er durchs Fenster über Dächer, beschneites Ackerland, bewaldete Hänge zu den Felsen hin, zwischen deren verschneiten Rinnen und Rissen das graue Gestein dünnwandig, unkörperlich ihm entgegenstarrte. Als in dem grünlichen

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_158.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)