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der Reisetasche, verließ das Zimmer und begab sich ins Freie.

Hinter den angelaufenen Fenstern der Wirtsstube saß eine kleine Gesellschaft Einheimischer beim Bier, und er hörte ihr lautes Reden auf den Platz heraus. Er spazierte weiter und begegnete nur wenigen, meist bäuerisch gekleideten Menschen. In der Allee am Fluß auf einer Bank saß, der Kälte nicht achtend, in enger Umschlingung ein junges Paar. Und jetzt erst, mit fliegender Glut, kam ihm zum Bewußtsein, daß er die Geliebte erwartete. In einer Stunde wird sie dasein, sagte er sich, und es ist mir bis zu diesem Augenblick nicht recht zu Bewußtsein gekommen. Wie wird alles licht sein, wenn ich sie wiederhabe. Seit ich heute mittag von ihr Abschied nahm, ist doch alles wie ein Traum gewesen – mein ganzes Leben habe ich indes durchgeträumt, und darum scheint es mir auch so unendlich lange her, daß ich Paula verlassen habe, länger fast als seit dem Tag, an dem ich hier in dieser selben Allee mit Alberta spazierenging.

Er überschritt die Brücke, und bald darauf wandelte er auf dem Perron längs der Gleise auf und ab. Weit hinaus ins Dunkel liefen die schwarzen schnurgraden Schienen ihre weiße Bahn. Der Stationschef ging vorbei und grüßte höflich. Irgendwoher kam ein Ton wie von singenden Drähten. Ganz nahe

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Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_160.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)