Seite:Arthur Schnitzler – Flucht in die Finsternis – 169.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Paula kommt morgen. Vorläufig mußt du dich mit ihren Grüßen begnügen.“ Er hatte immerfort ein starres Lächeln um die Lippen.

„Was willst du hier? Warum kommst du?“ Er setzte sich im Bett auf, fühlte das Glühen und Drohen seiner eigenen Blicke.

„Warum ich komme? Nun –“, und ein unterdrücktes Aufschluchzen war in Ottos Stimme – „nun zum Teufel, ich komme, weil es mir so beliebt! Was ist dir denn nur eingefallen, Robert? Was hast du dir denn wieder in den Kopf gesetzt?“

„Warum bist du da? Was willst du von mir? Nimm – nimm deine Hände aus dem Pelz!“

Otto sah ihm starr ins Gesicht. Zuerst schien er nicht recht zu verstehen. Dann aber, mit übertriebener Gebärde, riß er beide Hände aus den Taschen seines Pelzes, schüttelte den Kopf und verzog den Mund, als wenn er lachen wollte, dann biß er sich in die Lippen und sagte: „Du – du träumst offenbar noch. Komm doch zu dir. Ich bin’s, Robert – dein Bruder, dein Freund. Was bildest du dir denn ein? Dein Bruder – Robert. So glaube doch, so wisse doch endlich, es ist doch nicht im Ernst möglich, daß du – denkst –“

Und die Worte versagten ihm. In seinen Augen war Angst, Mitleid und Liebe ohne Maß. Doch dem Bruder bedeutete der feuchte Glanz dieses Blickes

Empfohlene Zitierweise:
Arthur Schnitzler: Flucht in die Finsternis. Berlin: S. Fischer, 1931, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Arthur_Schnitzler_%E2%80%93_Flucht_in_die_Finsternis_%E2%80%93_169.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)