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Kopfende sich nach dem Hinterleibstheil der Bienenlarve wenden. Die Bienenlarve, die anscheinend gesund ist und zu gleicher Zeit mit der Phoridenlarve ihr Wachsthum erreicht, sich sogar eingesponnen hat, verändert sehr bald auch ihre Lage und erscheint mit dem Kopfende nach dem Boden der Zelle gerichtet.

Was für Motive die Bienenlarve wohl bewegen mögen, eine ganz und gar unnatürliche Stellung einzunehmen, ist schwer zu erklären. Ich habe es in der Bienenzeitung, Jahrgang 1860 n. 1 dahin gedeutet, dass durch den Parasitismus der Phoridenlarve, die Bienenlarve Schmerzen empfindet und sich wahrscheinlich nach allen Seiten krümmt und schliesslich die sonderbare Lage in der Zelle sterbend einnimmt. Doch nicht immer sind ja besondere Ursachen nöthig. Warum bespinnt die Raupe von Pontia crataegi oder Pieris brassicae mit grosser Sorgfalt ihren Feind, der ihr das Leben nimmt, die aus ihr gekrochenen Larven des Microgaster glomeratus? Die Natur hat es ihr so vorgeschrieben, ihrem Feinde eine schützende Decke zu bereiten! Etwa zwölf Stunden, nachdem sich die Phoridenlarve umgewandt hat, verlässt sie die Bienenlarve, ihre Epidermis am letzten Leibessegment in der Mitte durchbohrend. Gewöhnlich, nachdem der halbe Körpertheil der Phoridenlarve in der Bienenlarve steckt, beginnt sie schon mit ihrem Kopf den Brutdeckel in der Mitte zu durchbohren. Nur in Drohnenzellen, wo zwischen der Bienenlarve und dem Brutdeckel ein grösserer Abstand ist, pflegt die Phoridenlarve erst ganz aus dem Leibe der Bienenlarve herauszukriechen und dann den Brutdeckel, nicht aber in der Mitte, sondern mehr an der Seite zu durchbohren. Hat sie den Brutdeckel durchbohrt, so fällt sie herab auf den Boden des Stockes und verpuppt sich hier im Gemüll, oder auch wohl ein Theil der Larven kriecht durchs Flugloch aus dem Stock und verpuppt sich in der Erde. Zwölf Tage nach der Verpuppung kriecht das vollkommene Insect durch eine dorsale Längsspalte aus der Puppe heraus.

Apistische Bedeutung. Dies Dipteron ist der gefährlichste Parasit der Bienen, indem es durch den Parasitismus seiner Larve die schlimmste Krankheit der Bienen, die sogenannte Faulbrut hervorbringt. Hat nämlich die Phoridenlarve die Bienenlarve verlassen, so stirbt diese und geht in der Zelle in eine fast homogene, schleimige zähe Masse über, welche einen widerlichen Geruch besitzt, den man, sind viele Bienenlarven in Fäulniss übergegangen, selbst mehrere Schritt weit vom Stocke entfernt auf dem Bienenstande wahrnehmen kann. Durch das Miasma, welches sich im Stocke in Folge der faulenden Bienenlarven verbreitet, werden auch die andern gesunden, nicht mit Parasiten behafteten Bienen krank, gehen in dieselbe schleimig-zähe, mephitisch riechende Masse über und in kurzer Zeit ist nicht nur die ganze Brut des ursprünglich durch den Parasiten erkrankten Stockes abgestorben, sondern auch die benachbarten Stöcke werden von der Krankheit inficirt und gehen in der Regel ein. Der Parasitismus dieser Fliege in der Bienenbrut

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_032.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)