Seite:Assmuss parasiten 037.png

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bösartigen Faulbrut sich in Nichts unterscheidet und wahrscheinlich nur durch den Mangel einer grösseren Disposition der Bienenlarven zur Aufnahme des Contagiums nicht in die bösartige Faulbrut ausartet. Daher halte ich es für passender die Faulbrut nicht nach dem Grade der Extensität, sondern nach dem Alter der Bienenlarven, welche von ihr befallen werden, und nach den Symptomen im weiteren Verlauf der Krankheit einzutheilen. Sodann würde man also eine Faulbrut haben 1) welche meist nur die verdeckelten, der Verwandlung zu Nymphen nahen, Bienenlarven heimsucht und sich rasch über den ganzen Stock verbreitet und ihn vollständig zu Grunde richtet. Und 2) eine Faulbrut, die meist nur die unverdeckelten Bienenlarven befällt, nur langsam sich im Stocke verbreitet und manchmal von selbst verschwindet, ohne den Stock zu vernichten. Ferner a) eine Modification der ersteren Faulbrut, die wie diese meist nur die verdeckelte der Verwandlung zur Nymphe nahe Brut vernichtet, sich aber nur langsam im Stocke verbreitet und manchmal von selbst wieder verschwindet, ohne dem Stocke den Untergang zu bereiten.

Alle Arten der Faulbrut, sie mögen bösartig ansteckend, oder gutartig ansteckend sein, bringen dem Bienenzüchter grosse Verluste bei, nicht blos dadurch, dass diese Krankheiten einen grossen Theil der Bienenbrut wegraffen und dadurch dem Bienenstocke in den allerhäufigsten Fällen den Untergang bereiten, sondern auch noch dadurch, dass der Bienenzüchter die ihm so werthen Wachswaben nach dem Aussterben eines faulbrütigen Stockes für andere Stöcke nicht verwenden kann, theils weil sie das Contagium enthalten, theils aber auch, wenn man selbst das Contagium durch desinficirende Mittel entfernen könnte,[1] dadurch, dass in den Zellen die eingetrocknete Brutmasse zurückbleibt und von den Bienen mit Ausnahme der unter 2. erwähnten Faulbrut gar nicht aus den Zellen entfernt werden kann, mithin für sie die Waben unbrauchbar werden und der Bienenzüchter genöthigt ist, die Waben, wenigstens diejenigen, in welchen Brut sich befand, die aber bei Weitem den grössten Theil ausmachen, zu Wachs einzuschmelzen. Jeder rationelle Bienenzüchter weiss aber, welchen hohen Werth die leeren Wachswaben für ihn haben. Aber auch die Bienenwohnungen, in welchen faulbrütige Völker ihren Sitz hatten, sind nach Dzierzon und mehreren andern Bienenzüchtern erfahrungsmässig vor zwei bis drei Jahren für anderweitige Schwärme nicht zu gebrauchen, weil sie sonst die Faulbrut erzeugen. Ebenso vorhält es sich mit dem Honig faulbrütiger Stöcke. Der Honig solcher Bienen darf zur Fütterung gesunder Bienen nicht verwandt werden, wenn er auch dem vollkommenen Insect nichts schadet, so ist es doch evident bewiesen, dass die Brut stets nach dem Genuss eines solchen Honigs an der Faulbrut erkrankt. Ja selbst der Ort, auf welchem


  1. Dies ist mir bei vier Versuchen durch eine tüchtige Räucherung mit Chlorgas gelungen.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_037.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)