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Ueber die Lebensweise der Larven wurde schon oben gesprochen. Wenn das vollkommene Insect die Puppenhülle verlässt, was 13 Tage nach der Verpuppung geschieht, sitzt es ganz still auf dem Boden des Stockes und harrt hier, gleich den Meloidenlarven, auf den Blüthen, des Zufalls, wenn in ihre Nähe eine Biene kommt, welche sie dann flugs an den Beinen besteigt und auf die beschriebene Art auf das Rückenschild derselben gelangt. In den ersten zwei Tagen ist das Thierchen strohgelb und besitzt ein weiches Hautskelett. Erst den dritten Tag erhärtet die Haut und nimmt eine braune Färbung an.

Geographische Verbreitung. Die Bienenlaus scheint mehr in dem Westen Europas vorzukommen. Sie ist in ganz Deutschland, Frankreich und Italien anzutreffen. In Russland scheint sie mit Ausnahme der Ostseeprovinzen, wo ich sie beobachtet habe, zu fehlen. Wenigstens habe ich sie in Russland trotz meines mir früher gehörenden ziemlich grossen Bienenstandes nie getroffen und überhaupt ist sie den Bienenhaltern daselbst in den verschiedenen von mir bereisten Gouvernements sowohl nördlichen, mittleren, als auch südlicheren, gänzlich fremd.

Apistische Bedeutung. Im Allgemeinen schaden diese Epizoën den Bienen nicht viel, weil sie meist nur vereinzelt vorkommen. Sind sie aber in grösserer Anzahl in einem Stocke vorhanden, etwa so, dass es kaum eine Biene giebt, welche nicht vom Schmarotzer behaftet wäre, oder gar, wenn mehrere Bienenläuse auf einer Biene und namentlich auf der Königin ihren Aufenthalt nehmen, dann allerdings erwächst dem Bienenzüchter daraus ein Verlust. Die Arbeitsbienen, die mit Läusen behaftet sind, erscheinen matt und sie sind im Arbeiten träge – das habe ich namentlich in diesem Frühjahre (1864) an meinen italienischen Bienen bemerkt – mögen auch wohl durch ihren Säfteverlust, den die Schmarotzer absorbiren, früher als gewöhnlich sterben. Die Königinnen, die mit diesen Parasiten zu sehr behaftet sind, erscheinen stets abgemattet und sterben im Winter[1], wodurch der Stock natürlich, wenn man über eine andere Königin, die man ihm im Frühjahr geben kann, nicht zu verfügen hat, eingeht.

Prophylaxis. Das Mittel, welches nach Egger[2] der Canonicus Stern angiebt, um das weitere Umsichgreifen der Läusekrankheit bei den Bienen zu verhüten, besteht im Abstreifen der Bienenläuse mit der Fahne einer Feder von den Bienen. Dies dürfte jedoch nur dann Anwendung finden können, wenn etwa die Königin oder nur wenige Arbeitsbienen mit Läusen behaftet sind. Finden sich aber die Läuse in der Menge, wie es z. B. von Bose im Jahre 1858 beobachtet hat (a. a. O.), wo jede Biene belaust war, so dürfte wohl dieses Mittel unanwendbar sein.


  1. Vergl. von Berlepsch, die Biene und die Bienenzucht in honigarmen Gegenden, pag. 155. und Hammer l. c.
  2. Egger, Beiträge zur besseren Kenntniss der Braula coeca Nitsch. (Verhandlungen des zool.-bot. Ver. zu Wien. Tom. III. pag. 405.)
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_049.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)