Seite:Auf dunklem Pfade.pdf/12

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

langen Tale der Insel im Sande vorkommen und die ich ganz zufällig etwa einen Monat nach meiner Landung hier bemerkte. Ich wurde also Diamantensucher! Noch mehr – in meiner in einem Dickicht in der Nähe des Teiches versteckten Hütte richtete ich mir eine Diamantenschleiferei ein. Je zahlreicher meine wertvolle Sammlung an Edelsteinen wurde, desto – ehrgeiziger wurde ich! Ich betone: ehrgeizig, nicht habgierig. In meiner Einsamkeit hier und trotz all der Entbehrungen schwebte mir stets ein großer Gedanke vor: Ich wollte nach Deutschland als Krösus zurückkehren und dann dort mit Hilfe meiner Schätze den allgemeinen Wohltäter in einem Maßstabe spielen, gegen den selbst die gemeinnützigen Stiftungen amerikanischer Nabobs klägliche Kollektenzeichnungen sein sollten. – In diesen Jahren wuchs mein Reichtum tatsächlich ins märchenhafte. Seit zwei Monaten aber warte ich nun doch voller Sehnsucht auf ein Schiff, das mich mitnehmen sollte, mich und meine Schätze, deren Wert in die Milliarden geht – ohne Übertreibung! Es sind Steine in meiner Sammlung vorhanden, die nur ein Liebhaber bezahlen könnte. Steine von der Größe eines Taubeneis und darüber! – Das Schiff mußte ein deutsches sein. Keinem von fremder Nationalität hätte ich mich anvertraut. Die Habgier ist leicht geweckt. Und es sind schon Leute wegen Diamanten von geringerem Wert ermordet worden. Es hieß also für mich weiter geduldig hier ausharren, obwohl ich seit Wochen mich nur noch aufs kümmerlichste ernährt habe, nachdem die Hasen von mir nach und nach fast ganz ausgerottet, besser – verspeist waren. Auch mit meiner Kleidung haperte es zuletzt sehr. Wenn ich hier an Bord im Naturgewand erschien, so brauchst Du Dich deswegen nicht zu wundern, mein alter Werner! Ich trage jetzt nämlich Alltags und Sonntags nur denselben – Lendenschurz, geflochten aus Baumfasern.“

Diese Schilderung hatte Richard Kräwel sehr oft unterbrochen, da er dabei mit wahrem Heißhunger all den Leckereien zusprach, die er nur noch dem Namen

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)