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zu entziehen. Die Lage war recht ungemütlich geworden. Wenn auch die Seekarten für die Heard-Insel an dieser Stelle eine große Tiefe der Küstengewässer angeben, so mußte man doch stets mit Untiefen rechnen, auf denen sich der Delphin leicht hätte beschädigen können. Dank der Umsicht des Führers kam das Boot schließlich in eisfreiem Wasser in einer weit in das Land einschneidenden Bucht an die Oberfläche und wurde dann an einem geeigneten Platze, wo ein Gletscher flach in das Meer sich hineinzog, sicher vertäut.

Vier Uhr nachmittags war’s, als Heinrich als erster auf das weißliche Eis sprang. Es dunkelte bereits stark, und Seiffert erklärte deshalb auch, man könne heute nichts mehr unternehmen, müsse vielmehr den Beginn der Nachsuche auf morgen verschieben.

Der elektrische Ofen erwärmte die kleine Kajüte behaglich, und der Chemiker und Kräwel saßen denn auch gemütlich sich unterhaltend auf ihren Schemeln, ohne zu ahnen, daß Heinrich, der in der Vorratskammer alles Nötige für die Abendmahlzeit hatte herausholen wollen, zum ersten Mal auf eigene Faust und ohne Wissen seiner beiden Freunde sich zu einem Vorhaben[1] entschlossen hatte, das seinem zärtlichen Bruderherzen zwar das beste Zeugnis ausstellte, sonst aber ein unverantwortlicher Leichtsinn war.

Die Vorratskammer lag im Hinterschiff. Als Heinrich dort eine der großen Acetylenlaternen stehen sah, die Seiffert vorsorglicherweise mitgenommen hatte, kam dem vor Ungeduld nach einem schnellen Wiedersehen mit dem Bruder sich sehnenden Jungen plötzlich der Gedanke, sich heimlich an Land zu schleichen und mit der Laterne von einem erhöhten Punkt aus Lichtsignale zu geben, die, wie er hoffte, vielleicht von den drei Bewohnern der Heard Insel, falls sie eben noch am Leben waren, bemerkt werden könnten. Er malte es sich so schön aus, auf diese Weise die armen Unglücklichen herbeizulocken und Seiffert und Kräwel durch deren Erscheinen zu überraschen.

Nachdem er also die Laterne angezündet und sich

  1. Vorlage: Verhaben
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W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)