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wurde tagelang von nichts anderem gesprochen.“

Der Chemiker legte jetzt seine Rechte herzlich dem Knaben auf die Schulter und sagte, auf die Tafel weisend:

„Eine gütig und weise waltende Vorsehung hat Dein leichtsinniges Unterfangen für uns sehr glücklich gestaltet, mein lieber Junge. Wir wissen nun, daß die vier Unglücklichen, die hier monatelang in den Tiefen der Erde gehaust haben, durch einen Felssturz, der den Trichter und das Felsenloch verstopfte, gezwungen wurden, einen anderen Ausweg aus dieser Höhle zu suchen Sie sind nach dieser Inschrift hier in einen breiteren, scheinbar endlosen Tunnel eingedrungen, der dort hinten im Süden dieser Riesengrotte beginnen muß. Sie taten’s in der Hoffnung, daß sie wieder irgendwo ans Tageslicht gelangen würden. Diese Hoffnung erscheint mir durchaus gerechtfertigt. Hier herrscht eine geringe, immerhin aber bemerkbare Zugluft. Mithin muß diese unterirdische Welt noch einen zweiten, wenn auch noch so fernen Ausgang haben.“ Er schwieg ein paar Sekunden nachdenklich und fuhr dann fort: „Die Entstehung des Trichters dort oben im Gletschereis ist nun auch erklärt. Die warme Luft hier unten hat das Eis allmählich weggetaut und dann auch weiter dafür gesorgt, daß die Öffnung trotz der Bewegung des Gletschers talabwärts, derzufolge das Loch wieder hätte durch die Eismassen verschlossen werden müssen, und trotz der Kälte in ihrer Trichterform erhalten blieb. Fürwahr ein seltsames Spiel der Natur! – Was nun die Bemerkung auf dieser Tafel anbetrifft, daß der Zugang plötzlich verschüttet wurde, so ist die Freilegung des Loches lediglich auf die Tatsache zurückzuführen, daß die Gletscher eben talabwärts wandern und auf diesem Wege alle Hindernisse forträumen, die sich ihnen in Gestalt von Felsstücken oder Geröllmassen entgegenstellen. Der Gletscher selbst ist es also gewesen, der den Trichter wieder geöffnet, das heißt die Felsmassen mit fortgenommen hat. Dieser Vorgang beweist, wie schnell die

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W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/20&oldid=- (Version vom 31.7.2018)