Seite:Auf dunklem Pfade.pdf/24

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des einsamen, tief im Erdinnern liegenden Grabes in ernster Stimmung ihren Weg fortsetzten, wird nicht weiter wunderbar erscheinen.

Vier Tage darauf traf man auf das erste, schwierigere Hindernis in Gestalt eines Wasserbeckens, das eine mächtige Grotte fast ganz ausfüllte. Das Wasser war süß, d. h trinkbar, wenn auch recht lau. Diesen See zu umgehen kostete infolge der damit verbundenen Kletterpartien manchen Tropfen Schweiß.

Und wieder neun Tage später in einer Tropfsteinhöhle von geradezu zauberhafter Schönheit das zweite Grab, das des Matrosen Jakob Jakobsen, der infolge eines Sturzes von einer der zahlreichen Steinsäulen, die er im Übermut erklettert hatte, gestorben war, wie die Aufschrift des Kreuzes besagte.

Am Ende des ersten Monats der Wanderung waren die drei Gefährten bereits so von Kräften gekommen, daß sie täglich nur noch drei Meilen schafften. Der Tunnel aber zog sich trotz mancher starker Abweichungen von der Hauptrichtung noch immer nach Süden hin. Dies und der Umstand, daß die Wärme bis auf 11 Grad gestiegen war, veranlaßte Seiffert zu der Bemerkung: „Ich begreife dies nicht! Wenn unser Weg diese Richtung beibehält, kommen wir ja in die Gebiete des ewigen Eises des Südpols!“

Worauf Heinrich wißbegierig fragte: „Und wo mögen wir uns jetzt befinden, Herr Seiffert?“

„Jedenfalls bereits jenseits des Südpolarkreises. Könnten wir von dem Punkte hier senkrecht an die Oberwelt steigen, so würden wir meiner Berechnung nach in der Nähe der Kemp-Insel sein, die der Seefahrer gleichen Namens 1833 entdeckte oder besser nur von Bord seines Schiffes aus als hohe, bergige, unter Schnee und Eis begrabene Küste sichtete.“

Abermals verging eine Woche. Die tägliche Marschleistung hatte sich wieder gebessert, da Seiffert seine und seiner Gefährten Widerstandsfähigkeit gegen die Mühsale der Wanderung durch künstliche Mittel, hauptsächlich durch eine bestimmte Art Tabletten, die ebenfalls seine Erfindung waren, gekräftigt hatte.

Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)