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Es muß hier eingeschaltet werden, daß Seifferts englische Sprachkenntnisse gerade nur genügten, um sich leidlich verständlich zu machen. Mithin mußte jemand, der selbst das Englische fließend beherrschte, schon an der Aussprache ungefähr merken, welcher Nationalität der mit der Schußwaffe Drohende war.

Der Chemiker hatte fortfahren wollen: „– daß ich Euch eine Kugel in die Rippen jage!“ Aber der Satz sollte nicht mehr zu Ende geführt werden, denn der Fremde stieß plötzlich ein: „Wetter noch mal – sollte ich mich so täuschen?!“ in reinstem, dialektfreiem Deutsch aus und fügte hinzu:

„Herr – Sie müssen ein Landsmann von mir sein! So wie Sie die englischen Brocken über die Lippen bringen, tut’s nur –“

Seiffert wieder hatte beim Klange dieser Stimme überrascht den Kopf noch mehr gehoben. Diese Stimme kannte er. – Mein Gott – sollte es möglich sein?! Sollte er wirklich hier mitten im Roten Meer einem längst Totgeglaubten begegnen?!

Und so kam’s denn, daß er dem Manne mit dem verwilderten Bart ins Wort fiel: „Richard Kräwel – bist Du’s wirklich?!“ Gleichzeitig schritt er schnell auf den Turm zu.

Der, den er so vertraulich angeredet hatte, tat geradezu einen Satz ihm entgegen, breitete die Arme aus und rief:

„Werner – Du – Du –?!“

Wir wollen die überaus herzliche Begrüßungszene zwischen den beiden Freunden hier übergehen. Bald darauf befand man sich zu dritt unten in der winzigen Kajüte an dem schmalen Klapptisch, und Heinrich Wend baute vor Richard Kräwel alles auf, was der Delphin an leckeren Dingen in seiner Vorratskammer verstaut hatte.

Hören wir, was Kräwel über seine Abenteuer, die keineswegs alltäglicher Natur waren, berichtete. Vorher kurz einiges über seine Person und seine Beziehungen zu Werner Seiffert, dem genialen Erfinder.

Beide waren Studienfreunde. Kräwel hatte

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W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)