Seite:Aufdeckung eines literärischen Betruges in der Preussischen Geschichte (1832).pdf/2

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wohnte von 1349 bis 1386 zu Marienburg. So sagt der Abschreiber beider Chroniken in der Vorrede. Er hat selbst mit dem Hochmeister Kniprode zwei Züge nach Litthauen gemacht und war also von vielen merkwürdigen Dingen Augenzeuge. Sein Buch führt den Titel: Vincentii Moguntini Chronicon Prussiae, ab orbe condito, sive historia Winrici a Kniprode et pars historiae successoris.“ So weit der Verfasser über die von ihm zuerst und neu benutzte Quelle.

Allein es kann mit zahlreichen Gründen bewiesen werden, daß alles, was Becker von dieser seiner Quelle sagt, auf Lug und Trug beruht, daß er nie ein solches Chronicon gesehen und mit seinem Buche über Winrichs Geschichte die Welt getäuscht und betrogen hat. Was zuerst das ehemalige Daseyn einer solchen Chronik in Freudenthal betrifft, so sind darüber mehrmals Nachfragen und Untersuchungen angestellt worden. So hatte sich schon Bachem (s. Versuch einer Chronologie der Hochmeist. des D. Ordens S. 36) vor dem Jahre 1802 Mühe gegeben, bestimmte Auskunft über die erwähnte Chronik zu erhalten; allein er sagt a. a. O.: „Nachrichten aus Freudenthal vom 17. April 1799 zu Folge, hat weder dieses, noch das von Becker erwähnte, die Geschichte des Herzogs Albrecht von Preussen betreffende Manuscript jemals im dortigen Ordens-Archive existirt.“ Obgleich die Erklärung Bachems meine in m. Geschichte Marienburgs S. 144–145 ausgesprochenen Zweifel an der jemaligen Existenz der Chronik und an der Wahrheit der Aussagen Beckers sehr verstärkte, so wurde doch, noch ehe der Recensent meiner Geschichte Marienburgs in der Hallis. Liter. Zeit. Ergänz. Bl. Nr. 59 dazu aufforderte, auf Veranlassung des Verfassers dieses Werkes durch Se. Excellenz den wirkl. Geheimen Rath und Oberpräsidenten von Preussen Herrn von Schön eine abermalige Nachsuchung in Freudenthal selbst eingeleitet. Der Erfolg fiel indessen nicht anders aus; denn man erhielt zwar die Nachricht, daß Becker sich in den Jahren 1796 oder 1797 wirklich im Gefolge des Kurfürsten von Cöln einige Zeit in Freudenthal aufgehalten habe; allein von dem ihm dort zugekommenen handschriftlichen Chronicon wußte niemand etwas zu sagen. Man erinnerte sich bloß, daß die nach dem Erscheinen des Beckerschen Werkes häufig erfolgten Nachfragen nach den erwähnten Handschriften den Erzherzog Karl im J. 1801 veranlaßt hätten, alle auf den Orden Bezug habenden Urkunden, Bücher und Schriften nach Wien schaffen zu lassen; es wurde bloß die Möglichkeit ausgesprochen, daß die Handschriften Beckers dem Mergentheimer Archive zugehört haben könnten, wovon damals ein Theil zur Sicherheit nach Freudenthal gebracht worden sey. Es sind indessen sowohl zu