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davor habe ich – Angst –“ Er drehte vor Verlegenheit Zöpfchen aus den Fransen der Tischdecke.

„Wovor? – Etwa vor den Pflichten, die jeder Mann mit der Ehe übernimmt, – ich meine – vor den ehelichen Pflichten?“

„Ja. – Sehen Sie, lieber Assessor, ich – ich bin noch nie mit einer Frau nachts in einem Zimmer allein gewesen – noch nie. – Sie verstehen wohl. Und nun, wenn wir uns von der Hochzeitstafel zurückziehen müssen und wenn wir dann in das neue Heim kommen, dann – dann ist es doch Nacht, und wenn man auch noch so lange zögert, schließlich muß man ja doch mal ans Schlafengehen denken, muß – sich neben seine Frau in das andere Bett legen – und – und – Ja – das Weitere ist mir eben ganz – ganz unverständlich. Ich – ich würde mich nie getrauen, zu Klärchen zudringlich zu werden – niemals. Sie ist ja so harmlos, so rein. Letztens, als wir auf ihrem Hofe standen und die Hühner fütterten, und als da plötzlich der Hahn – hm – also der Hahn – sehr frech einer Henne gegenüber wurde, da rief Klärchen: „Ach, Gusti, – jag’ den Hahn doch herunter. Er tut der Henne sicher weh – er scheint so wütend zu sein –“ – Ja – so harmlos ist sie –“

„Kleine Kanaille!“ dachte Scharpka.

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W. Neuhofer: August Summers Ehe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:August_Summers_Ehe.pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)