Seite:August Summers Ehe.pdf/6

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man mehrere uneheliche Kinder nachsagte, schlug derb mit der Faust auf die blendend weiße Tischplatte.

„Herrschaften – laßt mich mit all dem Roman- und Novellenzeug in Ruhe! Da schreiben diese Herren Dichter Seiten und Seiten von Liebe und Liebesglück, von Sichfinden, von Sichnichtverstehen, von keuschem Empfinden, reinen Gefühlen und so weiter. Alles verlogenes Zeug, alles Unnatur! Ich bitt’ Sie: wie soll ein Schriftsteller wohl zum Beispiel eine Ehe, die in die Brüche geht, richtig schildern, wenn er nie den Kernpunkt entblößen darf. Er muß ja stets das Wichtigste weglassen. Sonst schreien die Philister Zeter und Mordio! – Das Wichtigste: und das ist in jeder Ehe doch das intime Verhältnis zwischen Mann und Weib, das sind jene Beziehungen, die man nur in den – verdammten französischen Romanen mal angedeutet und enthüllt findet! – Was ist denn die Ehe? Hat der Staat sie etwa deshalb unter gesetzlichen Schutz genommen, damit „er“ „sie“ nur anhimmelt – wie man’s in dem Romanquatsch lesen kann! Nein: die geschlechtlichen Beziehungen sind und bleiben der Kernpunkt! Die Ehe wird stets glücklich sein, in der die beiden Gatten ihre volle körperliche Befriedigung finden. Hungert ein Teil, so ist der Konfliktsstoff schon da –“ Er unterbrach sich plötzlich, wandte sich an August Summer,

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W. Neuhofer: August Summers Ehe. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:August_Summers_Ehe.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)