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die Geschichte Europas seit Karls des Dritten Tod aufzuzeichnen. Doch vergingen noch zwei Jahre, bis er die Arbeit wirklich unternahm, und in Frankfurt (S. 47) sein Buch der Vergeltung begann. Denn diesen Namen gab er seinem Werke, weil er darin Berengar und Willa vergelten wollte, was sie ihm angethan hatten, zugleich aber auch allen, von denen er oder seine Familie Gutes erfahren, seine Dankbarkeit beweisen (S. 47). Doch beschränkt sich das Werk keineswegs auf Begebenheiten, die ihn persönlich berührten; vielmehr bezeichnet er gleich am Anfang als seine Aufgabe, die Thaten der Kaiser und Könige von ganz Europa zu beschreiben. Vorzugsweise freilich beschäftigten ihn die Geschicke Italiens und seiner Könige, die Ereignisse am byzantinischen Hofe, und die Thaten Heinrichs I. und seines Sohnes Otto, dessen Gunst er damals zu gewinnen suchte, und dessen große Persönlichkeit auch wohl wirklich einen bedeutenden Eindruck auf ihn gemacht hatte. Ueberhaupt aber folgt er weniger einem festen Plane, als daß er, zu großem Danke der Nachwelt, aufzeichnet, was ihm durch seine welchselnden Schicksale gerade bekannt geworden war, ohne strenge Prüfung, wo es sich um ältere Zeiten handelt, und er von der mündlichen Ueberlieferung abhängig war; aber glaubhaft, wo er als Augenzeuge berichtet, wenn auch seine Leidenschaftlichkeit ihn manchmal zu Uebertreibungen fortreißt. Er hielt sich fleißig an die Arbeit, obgleich ihm wenig Ruhe zu Theil wurde; denn das dritte Buch, welches noch vor Konstantins VI. Tod (959 Nov. 9.) geschrieben ist, begann er auf der Insel Paxu, südlich von Korfu; wie es scheint, auf der Reise nach Konstantinopel, wohin er jedoch damals nicht gekommen ist, da er sich niemals darauf beruft (vgl. S. 169). Auch die beiden folgenden Bücher schrieb er noch vor der Eroberung Italiens durch Otto den Großen; allein als er das vierte Kapitel des sechsten Buches hinzufügte, war Otto bereits Kaiser.

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite X. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/10&oldid=- (Version vom 20.3.2023)