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941 12. Hermann also, der Herzog der Schwaben, empfing den zu ihm flüchtenden Berengar gütig und führte ihn mit großer Ehre vor das Antlitz des frommen Königs Otto. Meine Feder getraut sich nicht zu schreiben, wie gnädig ihn der König aufnahm, wie kostbare Geschenke er ihm machte, wie sehr er ihn ehrte. Wenn sie es aber so gut sie es vermag, angedeutet haben wird: dann wird der verständige Leser leicht einsehen, wie rechtschaffen und gütig der König, und wie gottlos Berengar gewesen ist.

942 13. Als dem König Hugo gemeldet ward, Berengar sei entflohen, sandte er Boten an den König Otto, und ließ diesem so viel Gold und Silber, als er nur haben wolle, versprechen, wofern er den Berengar nicht bei sich aufnähme, noch ihm Hülfe leistete. Diesen Boten gab der König folgende Antwort: „Berengar hat sich an meine Gnade gewandt, nicht um euern Herrn zu verderben, sondern um mit ihm sich auszusöhnen, wenn es möglich ist. Kann ich ihm darin bei eurem Herrn behülflich sein, so will ich von diesem nicht nur die Schätze, die er mir verspricht, nicht annehmen, sondern ich gebe ihm mit Freuden von dem Meinigen. Daß er mir aber entbieten läßt, ich solle dem Berengar, oder wer sonst die Milde meiner Gnade anruft, keine Hülfe gewähren, das ist die höchste Thorheit.“ Betrachte also, mit welcher Fülle der Liebe der fromme König diesen Mann aufnahm, da er nicht nur das angebotene Geld ausschlug[1], sondern sogar sein eigenes für ihn hingeben wollte.

941 14. Während dieses sich zutrug, entsandte der konstantinopolitanische Kaiser zugleich mit König Hugos Boten auch seine eigenen, und ließ ihm melden, daß er bereit sei, ihm Schiffe und was er sonst noch wünsche, zu senden, falls der König seine Tochter dem kleinen Enkel des Kaisers, der ebenfalls

Empfohlene Zitierweise:
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/101&oldid=- (Version vom 14.4.2023)
  1. S. aber Kap. 18, wo dennoch gesagt wird, daß Otto Geschenke von Hugo annahm, um Berengar nicht zu unterstützen.