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941 und zur Beschützung der Inseln entsendet. Während er nun hierüber voller Sorgen die Nächte schlaflos zubrachte und Inger alle Küsten plünderte, da ward ihm gemeldet, er haben noch fünfzehn halbverfaulte Chelandien, welche allein als zu alt zu Hause gelassen waren. Sobald der Kaiser dieses hörte, ließ er τοῦς ϰαλαφάτας tus calafatas d. h. die Schiffbauer holen, und sprach zu ihnen: „Ihr sollt unverzüglich und eiligst die zurückgelassenen Chelandien in Stand setzen, und sie nicht bloß vorne, sondern auch am Steuer und auf beiden Seiten mit dem Geschütze versehen, aus welchem das Feuer geschleudert wird.“ Diesem Befehle gemäß wurden also die Chelandien ausgerüstet; dann besetzte der Kaiser sie mit den allergeschicktesten Leuten, und ließ sie gegen den König Inger auslaufen. Juni 11. Und sie fuhren ab. Als aber der König Inger sie auf der hohen See erblickte, befahl er seinem Heere, sie nicht umzubringen, sondern lebendig zu fangen. Aber der gütige und barmherzige Gott, welcher dem Volk, das ihn verehrte, ihn anbetete, zu ihm um Hülfe rief, nicht nur seinen Schutz, sondern auch den Sieg verleihen wollte, ließ die Winde ruhen und ebnete das Meer. Denn sonst wäre es den Griechen schwer gewesen, das Feuer zu werfen. So aber drangen sie mitten unter die Russen, und warfen dann das Feuer nach allen Seiten aus. Als die Russen dieses erblickten, stürzten sie sich albald aus ihren Schiffen ins Meer; sie wollten lieber in den Wellen umkommen, als durchs Feuer verbrannt werden. Einige, die mit Panzer und Helm beladen waren, versanken sogleich in die Tiefe, um nie wieder gesehen zu werden; andere wurden schwimmend selbst in den Fluthen des Meeres vom Feuer verzehrt, und niemand entkam an jenem Tage, mit Ausnahme derjenigen, welchen es gelang ans Ufer zu flüchten. Denn die Fahrzeuge der Russen können wegen ihrer Kleinheit auch über solche Stellen kommen, wo sehr wenig Wasser ist, was den

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/103&oldid=- (Version vom 14.4.2023)