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945 der ja nichts gegen sie verschuldet habe, und ihn anweisen nach ihren Wünschen zu regieren. Während aber Lothar sich nach Mailand begab, brach König Hugo mit allen seinen Schätzen von Pavia auf, in der Absicht Italien zu verlassen und nach Burgund zu ziehen. Allein daran hinderte ihn was sogleich geschah. Als sich nämlich Lothar in der Kirche des heiligen Bekenners Ambrosius und der heiligen Märtyrer Gervasius und Protasius vor dem Kreuze niederwarf, erhob ihn das Volk, setzte ihn sich sich zum Könige, und sandte auch alsbald eine Botschaft an Hugo, mit dem Versprechen, er solle wiederum über sie herrschen. Dieser Rathschluß oder vielmehr dieser Betrug ging aber nicht von allen, sondern nur von Berengar aus, der nach seiner ränkevollen List ihn ersonnen hatte, nicht etwa, als ob es seine Absicht gewesen wäre, daß jene wirklich herrschen sollten, sondern wie sich nachher auswies, damit Hugo nicht hinausziehen und mit seinem unerschöpflichen Schatze die Schaaren der Burgunder oder auch anderer Völker gegen Berengar erregen möchte.

29. Um diese Zeit war ein gewisser Joseph, jung an Jahren, aber ein Greis, wenn man auf die Reife seiner Tugenden sah, als Bischof von Brescia in großem Ansehen. Diesem nahm Berengar, als ein gottesfürchtiger Mann (yronicôs d. h. ironisch) um seines rechtschaffenen Wandels willen das Bisthum, und ernannte an seine Stelle, ohne deswegen eine Kirchenversammlung gehalten, noch die Bischöfe befragt zu haben, den Antonius, welcher noch heutiges Tages lebt. Aber auch in Komo stetzte er nicht wie er doch eidlich versprochen hatte, den Adelard, sondern, dem Erzbischof von Mailand zu gefallen, einen gewissen Waldo als Bischof ein. Wie wohl er aber daran gethan habe, das lehrt uns mit deutlichen Zeichen und lautem Seufzen die Ausplünderung der Unterthanen, die Verwüstung der Weinberge und Abschälung der Bäume, die vielen Blendungen,

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/110&oldid=- (Version vom 15.4.2023)