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945 wie sehr er uns alle verlacht hat, das erzähle ich nicht sowohl mit Worten, als durch Seufzer und Schluchzen. Doch wir wollen davon abbrechen und den Faden der Geschichte wieder aufnehmen.

946 31. Da König Hugo der göttlichen Strafe nicht ausweichen konnte und des Berengar nicht Herr zu werden vermochte, so trennte er sich von Lothar, empfahl diesen unter dem Scheine des Friedens der treuen Obhut des Berengar, und eilte mit all seinem Gelde nach der Provence. Als das dem Raimund, Fürsten der Aquitanier[1], zu Ohren kam, ging er zu ihm und ward für tausend Minen sein Dienstmann, eidlich gelobend, daß er ihm die Treue halten werde. Ja, er versprach sogar mit einem Heere nach Italien zu ziehen und den Berengar zu Paaren zu treiben. Darüber nun haben wir alle recht herzlich lachen müssen, wie man bei der bekannten Feigheit jenes Volkes leicht sich denken kann. Hätten sie ihm aber auch Hülfe gewähren können, so wäre diese doch erfolglos geblieben, weil schon bald nachher, auf Geheiß des Herrn, König Hugo den Weg alles Fleisches ging, 947
April 10.
und seinen Schatz der Bertha, seiner Nichte, Witwe des Grafen Boso von Arles, hinterließ. Diese vermählte sich kurze Zeit darauf mit dem eben erwähnten Raimund, des unreinsten aller Völker unreinerem Fürsten, obgleich, die sich auf ein feines Urtheil über Körperschönheit verstehen, einmüthig versichern, daß er ihres Kusses, geschweige denn ihres Lagers, gänzlich unwerth war[2].

33. Zu dieser Zeit kam Taxis, König der Ungern, mit einem großen Heere nach Italien. Berengar aber zahlte ihm zehen Scheffel Münze, doch nicht etwa aus seinem eigenen Schatze, sondern aus dem was er von den Kirchen und armen Leuten eingetrieben hatte. Auch that er es nicht weil ihm das

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/112&oldid=- (Version vom 16.4.2023)
  1. Raimund II, Graf von Rouergue.
  2. Die Erzählung von einem Liebesverhältniß der Willa mit ihrem Kaplan übergehen wir.