Seite:Aus Liudprands Werken.pdf/12

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sich mit Adalbert, und suchte Griechen und Ungern gegen den Kaiser in Bewegung zu setzen. Dadurch aber stürzte er sich nun selbst ins Verderben.

Es konnte Otto wohl nicht unwillkommen sein, daß Papst Johannes ihm auf diese Weise selbst Gelegenheit gab, gegen ihn einzuschreiten; der gänzlich verwilderte Zustand der römischen Kirche hatte ohne Zweifel schon lange des Kaisers Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Rastlos war er in der Heimath bemüht gewesen, die kirchlichen Verhältnisse zu ordnen, die Spuren der vorhergegangenen eisernen Zeit zu verwischen. Ueberall erhoben die Klöster sich aus den Trümmern, und wurden mit Beseitigung der Laienäbte ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückgegeben; unter den Bischöfen waren viele treffliche Männer, denen die Reinheit der Kirchenzucht sehr ernstlich am Herzen lag. Oft genug hatte man Veranlassung, nach dem Haupte der Kirche zu blicken, und wen fand man dort? Einen jungen Wüstling, der das schamloseste Leben führte, mit offener Verachtung aller Kirchengesetze, einen Hof, an dem für Geld alles feil war. Als deutscher König hatte Otto den stärksten Antrieb, als Kaiser das Recht und die Pflicht, hier einzuschreiten. Aber nur mit großer Vorsicht durfte er ans Werk gehen, und da erwies sich ihm denn niemand brauchbarer als Liudprand, der die Verhältnisse Italiens genau kannte, und sich während seines Aufenthaltes in Deutschland auch die Kenntniß der deutschen Sprache erworben hatte; der die größte Anhänglichkeit an Otto zur Schau trug und, wie wir wohl mit Sicherheit annehmen können, auch in der That von solcher Gesinnung erfüllt war.

Im Sommer 963 finden wir also Liudprand, mit Bischof Landward von Minden, als kaiserlichen Gesandten mit einer Botschaft Ottos an den Papst beauftragt, und bald darauf, als der Kaiser selbst gekommen war, in der Kirchenversammlung,

Empfohlene Zitierweise:
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite XII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/12&oldid=- (Version vom 20.3.2023)