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963 und schickte Boten an Adalbert, um ihn zu sich zu laden, mit der eidlichen Zusage, ihm gegen des heiligsten Kaisers Macht zu helfen. Denn diesen Adalbert, den Verfolger der Kirchen Gottes und eben dieses Papstes Johannes, hatte der geheiligte Kaiser so mit Angst erfüllt, daß er ganz Italien verließ, und nach Fraxinetum flüchtend, sich dem Schutz der Sarazenen anvertraute. Der gerechte Kaiser konnte sich nicht genug verwundern, weshalb doch der Papst Johannes den Adalbert, den er vorher mit heftigem Haß verfolgte, nun so lieb habe. Er ließ daher einige seiner vertrauten Diener rufen und sandte sie nach Rom, sich zu erkundigen, ob dieses wahr sei. Und als die Boten dort hingekommen waren, erhielten sie, nicht etwa von dem ersten besten oder von wenigen, sondern von sämmtlichen römischen Bürgern folgende Antwort: „Es ist ein und derselbe Grund, weshalb der Papst Johannes den heiligsten Kaiser, seinen Erretter aus den Händen Adalberts, und weshalb der Teufel den Schöpfer haßt. Der Kaiser, wie wir aus eigener Erfahrung erkannt haben, weiß, thut und liebt, was Gottes ist; geistliche und weltliche Dinge schützt er durch seine Waffen, ziert er durch seinen Wandel, säubert er durch seine Gesetze[1]; Papst Johannes aber ist diesem allen Feind. Was wir sagen, ist dem Volke kein Geheimniß. Wir berufen uns auf die Witwe Rainers, seines eigenen Dienstmannes, welche er, von blinder Leidenschaft entbrannt, über viele Städte gesetzt und mit goldenen Kreuzen und Kelchen aus dem unantastbaren Schatze des heiligen Petrus beschenkt hat. Wir berufen uns auf Stephana, seine Muhme; die von ihm geschängert, neulich mit der Leibesfrucht das Leben verloren hat. Wenn auch alles schweigen sollte, so wird doch der Lateranensische Palast, einst die Wohnung heiliger Männer, jetzt der Tummelplatz unzüchtiger Weiber,

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/127&oldid=- (Version vom 17.4.2023)
  1. Nach dem Anfang der Epistel des Horaz an Augustus II, 1, doch steht da emendes, hier emundat.