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963 leicht wird dahin zu bringen sein, daß er sich von diesen argen Dingen los macht[1]; und dann werden wir mit dem Propheten sagen: Das ist die Aenderung der rechten Hand des Höchsten[2].“ „Vor allen Dingen, setzte der Kaiser hinzu, müssen wir den Berengar vertreiben, der noch im Montefeltro[3] Widerstand leistet; darauf wollen wir dem Herrn Papst mit väterlicher Ermahnung zureden. Wenn auch nicht freiwillig, so wird er doch Schanden halber sich ändern und zum vollkommenen Manne werden. Und wenn er so vielleicht, durch die Umstände gezwungen, einmal bessere Sitten annimmt, so wird er sich später schämen, sie wieder abzulegen.“

Mai 6. Hierauf schiffte sich der Kaiser zu Pavia ein, und fuhr den Po hinab bis nach Ravenna; von hier zog er gen Montefeltro, und belagerte die Burg San Leo, in welcher Berengar und Willa sich befanden. Hierher sandte auch der besagte Papst den ehrwürdigen Leo, damals obersten Kanzler der heiligen römischen Kirche, der jetzt als Nachfolger der Apostel den Stuhl des heiligen Petrus inne hat, so wie auch den Demetrius, der Vornehmsten einen vom römischen Adel, als Abgesandte an den geheiligten Kaiser, mit der Botschaft, es sei nicht zu verwundern, wenn er bisher von jugendlicher Hitze hingerissen, sich manchmal wie ein unüberlegter Jüngling benommen habe; jetzt aber sei die Zeit gekommen, da er anders zu leben beschlossen habe. Dann fügte er aber noch einiges mit listigem Truge hinzu: Der Kaiser habe den Bischof Leo und den Kardinaldiakon Johannes, die ihm die Treue gebrochen hätten, bei sich aufgenommen, und er, der geheiligte Kaiser, verletze sein Versprechen, indem er die Bewohner des Landes sich und nicht dem Papste schwören lasse. Hierauf erwiderte der Kaiser:

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/129&oldid=- (Version vom 17.4.2023)
  1. Terenz Andria III, 3, 28.
  2. Psalm 76 (77), 11.
  3. Eine sehr gebirgige Gegend des Kirchenstaates zwischen der Marecchia und der Conca, oberhalb Rimini; der Hauptort ist Sanleo auf dem Monteferetano, überaus fest durch seine Lage.