Seite:Aus Liudprands Werken.pdf/13

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

welche zuletzt Johann XII. seiner päpstlichen Würde entsetzte. Er hat dann vor Leos VIII. Tod (965 März) die Geschichte dieser Begebenheiten geschrieben, bis zum Juni 964; der Schluß des Werkes fehlt uns. Liudprand hat hier nach einer würdigeren und so zu sagen aktenmäßigen Darstellung gestrebt; von sich selber redet er in der dritten Person, von dem Kaiser stets mit der größten Ehrfurcht und in ehrerbietiger Form, er giebt ihm sogar nach byzantinischem Gebrauch den Titel „Heiligkeit“; auf Verse hat er hier verzichtet, doch der Anspielung auf römische Dichter hat er sich auch hier nicht enthalten, und die eigenthümliche Art seines Stiles blickt überall hervor. Die Absichtlichkeit der Darstellung zeigt sich am bedenklichsten darin, daß er mit keinem Worte die Kirchenversammlung erwähnt, welche Johann XII. hielt, nachdem er sich der Stadt wieder bemächtigt hatte; hier wurde das ganze Verfahren gegen ihn für ungültig erklärt, und an dieser Versammlung nahmen allein zwölf von den Bischöfen Theil, welche kurz vorher für seine Absetzung gestimmt hatten. Davon schweigt Liudprand, weil es den Eindruck der früheren Versammlung geschwächt haben würde. Aber in dem, was er mittheilt, zeigt er sich zuverlässig, und stimmt mit allen übrigen Zeugnissen der Zeitgenossen überein. Früheren Anfechtungen gegenüber haben die Forschungen der neueren Zeit seine Glaubwürdigkeit mit guten Gründen wieder zu Geltung gebracht.

Um diese Zeit gelang es auch Liudprand, einen wichtigen Schatz für sein Bisthum zu erwerben, nämlich den Leib des heiligen Hymerius, welchen er von dem Bischof von Ameria auf recht gewissenlose Weise als Preis dafür erhielt, daß er diesem die verlorene Gnade des Kaisers wieder zuwandte. Die beiden Bischöfe hatten einen wahren Kirchenraub verübt, aber für solchen Zweck galten damals alle Mittel als erlaubt. Im Jahre 965 finden wir ihn mit der Verwaltung seines Stiftes

Empfohlene Zitierweise:
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite XIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/13&oldid=- (Version vom 20.3.2023)