Seite:Aus Liudprands Werken.pdf/135

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

963
Nov. 6.
habe er entmannt und umgebracht; ferner bezeugten sie, daß er Feuer angelegt, das Schwert umgürtet und Helm und Panzer angethan habe. Daß er des Teufels Minne[1] getrunken habe, bezeugten alle, Geistliche wie Laien, mit lautem Zuruf. Beim Würfelspiel, sagten sie, habe er den Jupiter, die Venus und andere Dämonen um Hülfe angerufen. Metten und kanonische Stunden habe er weder gehalten, noch auch sich mit dem Zeichen des Kreuzes gesegnet.

11. Als der Kaiser dieses vernommen hatte, befahl er, weil die Römer seine eigene Sprache, d. h. die sächsische, nicht verstehen konnten, dem Bischof Liudprand von Kremona, die folgende Rede allen Römern in lateinischer Sprache vorzutragen. Liudprand erhob sich daher und begann also: „Es geschieht sehr häufig, und wir glauben es um so eher, weil wir es an uns selbst erfahren haben, daß Männer, die mit hohen Würden bekleidet sind, von Neidern verläumdet werden; der Gute mißfällt dem Bösen ebenso wohl, wie der Böse dem Guten mißfällig ist. Und das ist der Grund, weshalb uns diese Anklage gegen den Papst, welche der Kardinaldiakon Benedict so eben verlesen und mit euch erhoben hat, bedenklich erscheint, da wir noch zweifelhaft sind, ob dieselbe von dem Eifer für das Recht oder von gottloser Mißgunst eingegeben sei. Daher beschwöre ich, kraft der mir unwürdigen anvertrauten Würde, euch alle bei Gott, den niemand, wenn er es auch wollte, täuschen kann, bei seiner heiligen Mutter, der unbefleckten Jungfrau Maria, und bei dem kostbaren Leichnam des Fürsten der Apostel, in dessen Kirche wir versammelt sind, daß niemand den Herrn Papst einer Sünde zeihe, die nicht wirklich von ihm begangen, und von völlig glaubwürdigen Männern bezeugt ist.“ Da erhoben sich die Bischöfe, die Priester, die Diakonen und die übrige Geistlichkeit, und das römische Volk, wie Ein Mann,

Empfohlene Zitierweise:
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/135&oldid=- (Version vom 22.4.2023)
  1. S. Grimms deutsche Mythologie S. 52.