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Dez. 4.
Schreiben zum heiligen Sendgericht zurück, welches sich nun zum dritten Mal versammelte. Jetzt sprach der Kaiser; „Wir haben auf die Ankunft des Papstes gewartet, um in seiner Gegenwart unsere Beschwerden über das, was er gegen uns gethan hat, vorzubringen; da wir aber die Gewißheit erlangt haben, daß er nicht kommen wird, so fordern wir euch ernstlich auf, mit sorgsamer Aufmerksamkeit anzuhören, wie treulos er gegen uns gehandelt hat. Wir thun euch also kund, euch den Erzbischöfen, Bischöfen, Priestern, Diakonen, und der übrigen Geistlichkeit, wie auch den Grafen, Richtern und der ganzen Gemeine, daß dieser Papst Johannes, als er von unsern rebellischen Vasallen Berengar und Adalbert bedrängt wurde, an uns nach Sachsen Abgeordnete geschickt hat, mit der Bitte, wir möchten um Gottes willen nach Italien kommen, und die Kirche des heiligen Petrus sammt ihm selber aus ihrem Rachen erretten. Was wir hierauf unter Gottes Beistand verrichtet haben, sehet ihr mit Augen, und wir haben nicht nöthig es hier vorzutragen. Nachdem aber der Papst durch meine Bemühungen aus ihren Händen befreit, und in die gebührenden Ehren wieder eingesetzt worden war, hat er des Eides und der Treue, die er mir auf den Leib des heiligen Petrus zugeschworen hat, vergessen und denselben Adalbert nach Rom berufen, hat ihn gegen mich in Schutz genommen, Empörungen angestiftet, und vor den Augen unserer Krieger ist er als Feldherr, angethan mit Panzer und Helm erschienen. Nunmehr erkläre das heilige Sendgericht, was es hierüber beschließt.“

Hierauf antworteten die römischen Bischöfe, die übrige Geistlichkeit und das gesammte Volk: „Ein unerhörter Schaden muß durch ein unerhörtes Mittel ausgebrannt werden. Wenn seine Laster nur ihm allein und nicht der Gesammtheit schadeten, so müßte man ihn, so gut es ginge, dulden. Aber wie viele, die vorher keusch waren, sind nicht durch sein Beispiel zur Unkeuschheit,

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/140&oldid=- (Version vom 23.4.2023)