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Juni 7.
dickem Kopfe und kleinen Augen wie ein Maulwurf, entstellt durch einen kurzen, breiten, dichten, halbgrauen Bart, garstig durch einen zolllangen Hals. Sein langes, dichtes Haar gibt ihm das Ansehen eines Schweines, an Gesichtsfarbe gleicht er den Aethiopen; er ist so einer, dem um die Mitte der Nacht du nicht zu begegnen verlangtest[1] Dazu hat er einen aufgedunsenen Bauch, magere Lenden, Schenkel die für seine kleine Statur unmäßig lang sind, kurze Beine und verhältnismäßige Fersen und Füße. Er war angethan mit einem kostbaren Prachtkleid, das aber übermäßig alt, und vom langen Gebrauch übelriechend und verblichen war, und mit sicyonischen Schuhen. Unverschämt im Reden, fuchsartig von Gemüth, ist er mit Lügen und falschen Eiden ein Ulysses. Immer seid ihr, meine Herren und Kaiser, mir schön erschienen; wie viel schöner aber jetzt! immer prächtig, wie viel prächtiger jetzt! immer mächtig, wie viel mächtiger jetzt! immer gütig, wie viel gütiger jetzt! immer aller Tugend voll, wie viel mehr aber jetzt! Zu seiner Linken, doch nicht in einer Linie mit ihm, sondern weit abwärts, saßen zwei kleine Kaiser, einst seine Herren, jetzt ihm unterthan[2]. Seine Anrede begann also:

4. „Es gebührte sich, und es war auch unsere Absicht, dich gütig und ehrenvoll zu empfangen; allein das geht nicht an wegen der Gottlosigkeit deines Herrn, der mit so feindlichem Einbruch sich der Stadt Rom bemächtigt, dem Berengar und Adalbert wider Fug und Recht ihr Reich[3] genommen, viele Römer, theils durchs Schwert, theils durch den Strang hingerichtet, andere geblendet oder in die Verbannung gejagt, und überdem versucht hat, unseres Reiches Städte durch Feuer und

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk’schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/151&oldid=- (Version vom 25.4.2023)
  1. Juvenal V, 54.
  2. Nikephoros Stiefsöhne, Söhne des Kaisers Romanos II, die 976 als Basil II und Konstantin VIII zur Regierung kamen.
  3. Im lateinischen Texte steht: das Leben. Allein Liudprands Antwort beweist, daß wir es hier nur mit einem Schreibfehler zu thun haben. Nikephoros wußte, daß Adalbert noch am Leben war, und konnte daher unmöglich so sprechen.