Seite:Aus Liudprands Werken.pdf/31

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und es werden solche Verbindungen, wie sie aus einer Gemeinschaft zu Gewinn oder Genuß oder aus sonstigen Beziehungen entstehen, ebenso durch mancherlei Trennungsgründe wieder aufgelöst; insonderheit aber ist gerade jene Art der Freundschaft dem Wechsel unterworfen, denn zahlreiche Beispiel haben es vielfältig erwiesen, daß gerade diejenigen, welche ihren Freundschaftsverbund mit einer eidlichen Verpflichtung begannen, auf keine Weise in ungestörter Eintracht zu bleiben vermochten. Denn um die Menschen zur Uebertretung ihres Eides zu bringen, arbeitet dann der schlaue Feind des Menschengeschlechts mit mehr als gewöhnlicher List und Thätigkeit daran, ihre Freundschaft zu untergraben. Wenn uns nun Leute, die darüber nicht hinlänglich unterrichtet wären, fragen sollten, was eine zuverlässige Freundschaft sei, so würden wir antworten, daß Eintracht und wahre Freundschaft nur unter Männern von rechtschaffenem Wandel bestehen kann, die mit gleicher Beharrlichkeit nach gleichen Zwecken streben.

15. Nun traf es sich, daß weder Wido noch Berengar zugegen waren, als König Karl starb. Sobald aber Wido den Tod desselben erfuhr, begab er sich nach Rom und ließ sich, ohne die Franken zu befragen, zum Kaiser über das gesamte fränkische Reich salben[1]. 888
Feb. 29.
Die Franken aber erwählten, da Wido abwesend war, den Odo zu ihrem König. Dagegen übernahm Berengar, auf Widos Rath und der eidlichen Verabredung gemäß, die Krone des italischen Reiches. Wido aber eilt nach Frankreich.

16. Als er nun durch die Reiche der Burgunder gezogen war und das Gebiet des sogenannten romanischen Frankens betreten wollte, da kamen ihm Abgeordnete von Seiten der Franken entgegen und meldeten ihm, er solle nur wieder umkehren,

Empfohlene Zitierweise:
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/31&oldid=- (Version vom 24.3.2023)
  1. Die Krönung Wido’s zum Kaiser in Rom geschah erst am 21. Februar 891, nach seiner Rückkehr aus Frankreich.