Seite:Aus Liudprands Werken.pdf/47

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

dieser Held aber stellte sich ihm nicht etwa in der Nähe seiner Burg, wie das die Meisten zu thun pflegen, sondern fern von seiner Feste zum Kampfe entgegen. Die Leute des Königs nämlich gedachten, ehe sie durch Erfahrung seine Kühnheit zu bewundern gelernt hatten, dem Könige vorauseilend den Adelbert durch ein Vorspiel des Kampfes aus seiner Feste herauszulocken und dann umzubringen. Adelbert aber, der in solchen Kriegslisten nicht nur erfahren, sondern ganz und gar darin zu Hause war, kam ihnen so weit von seiner Burg entgegen, daß sie ihn nicht eher für einen Feind erkannten, als bis sie sein kampfbegieriges Schwert auf ihrem Nacken fühlten. Nachdem also Adelbert, der Held, dergestalt während beinah sieben Jahren[1] im Aufruhr verharret hatte, wandte sich der König Ludwig, da er einsah daß er solche Tapferkeit und Kühnheit nicht anders als durch List besiegen könne, 906 an den Erzbischof Hatto von Mainz, und bat ihn um seinen Rath, was wohl hierbei zu thun sein möchte. Dieser, listig wie er war, sprach zu ihm: „Sei ruhig, ich will dich von diesen Sorgen befreien. Ich werde veranstalten, daß Adelbert zu dir kommt; sorge du dafür, daß er nicht wieder heimkehrt.“ Voll Vertrauen auf seine Klugheit, womit er schon manchem schlimmen Handel eine günstige Wendung gegeben hatte, begab sich Hatto nach Babenberg[2], also als ob ihn theilnehmende Freundschaft für Adelbert dahin führe. Und er sprach zu ihm: „Auch wenn du an kein zukünftiges Leben glaubtest, wäre es doch von dir nicht recht, wider deinen Herrn Krieg zu führen, zumal da alles was du thust, zwecklos ist. Denn nur deshalb weil du dich durch deinen trotzigen Sinn fortreißen läßt, wirst du nicht gewahr, wie sehr du bei allen, und besonders beim Könige in Gunst stehest. Folge also meinem Rathe, und nimm von mir eidliche Bürgschaft, damit du ohne alle Besorgniß deine

Empfohlene Zitierweise:
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/47&oldid=- (Version vom 28.3.2023)
  1. Ungefähr vier Jahre.
  2. Adalbert wurde in Theres am Main belagert.