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918 Begier nach dem Vorrang hinreißen. Heinrich, den weisen Herzog der Sachsen und Thüringer, erwählet zum Könige, ihn setzet euch zum Herrn. Denn er ist voll kluger Einsicht, und weiß mit rechter Strenge das Recht zu handhaben.“ Nachdem er so gesprochen, ließ er seine eigene Krone, die nicht mit Gold allein, woran ja die Kronen fast aller Fürsten reich sind, sondern mit den kostbarsten Edelsteinen geschmückt, ja schwer beladen war, dazu sein Scepter und alle königlichen Gewänder vor sich bringen, und redete, so gut er es noch vermochte, folgende Worte: „Zu meinem Erben und zu meinem Nachfolger in der königlichen Würde setze ich durch diesen königlichen Schmuck den Herzog Heinrich ein, und euch rathe ich nicht bloß, sondern bitte und beschwöre ich, ihm zu gehorchen.“ Decbr. 23. Nachdem der dieses verordnet hatte, starb er, und alsbald nach seinem Tode wurde sein letzter Wille erfüllt. Denn nachdem er verschieden war, überbrachten die erwähnten Fürsten die Krone und den ganzen königlichen Schmuck dem Herzog Heinrich, und verkündigten ihm alles, was König Konrad gesagt hatte. Heinrich aber lehnte anfangs die königliche Würde bescheiden von sich ab, dann übernahm er sie ohne Ehrgeiz. Hätte nicht der bleiche Tod, welcher nicht säumiger an die Hütten der Armen pocht, als an die Burgen der Könige[1], den König Konrad so frühzeitig dahin gerafft, so wäre er der Mann gewesen, vor dessen Namen sich viele Völker der Erde gebeugt hätten.

21. Um diese Zeit kehrte Arnold mit seiner Gemahlin und seinen Kindern aus Ungern zurück, und ward von den Baiern und Ostfranken ehrenvoll empfangen. Denn sie nahmen ihn nicht nur bei sich auf, sondern redeten ihm auch ernstlich zu, daß er ihr König würde. Da aber König Heinrich sah, daß alle seinen Geboten Folge leisteten, und nur Arnold allein sich wider ihn auflehnte, bot er ein mächtiges Heer auf, und zog

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/56&oldid=- (Version vom 2.4.2023)
  1. Nach Horaz, Oden I, 4, 13.