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14. 926„Es wäre, dünkt mich, nicht unpassend, wenn ich selbst unter dem Scheine einer Gesandschaft nach Mailand ginge. Denn bei dieser Gelegenheit könnte ich die Stadt auskundschaften und die Gesinnung der Einwohner erforschen.“ So ritt er denn hin, und als er schon vor Mailand angekommen war, begab er sich, bevor er noch die Stadt betrat, zum Gebet nach der Kirche des heiligen und kostbaren Märtyrers Laurentius. Man behauptet aber, daß er es nicht sowohl um zu beten, als in einer andern Absicht gethan habe. Da nämlich diese Kirche in der Nähe der Stadt gelegen und von bewundernswerther und kostbarer Bauart ist, so soll er dort eine Festung haben anlegen wollen, um dadurch nicht nur die Mailänder, sondern auch mehrere italienische Fürsten unter seiner Zwingherrschaft zu halten. Als er nun die Kirche verlassen hatte, und längs der Stadtmauer ritt, sagte er in seiner Landessprache, nämlich auf deutsch, zu seinen Begleitern: „Wenn ich die Italiener nicht sämmtlich so weit bringe, daß sie nur einen Sporn tragen und auf Schindmähren reiten, so will ich nicht Burchard heißen; denn die Stärke und Höhe dieser Mauer, auf deren Schutz sie vertrauen, achte ich für gar nichts; mit meinem Wurfspieß werde ich die Feinde auf ihrer Mauer treffen und todt hinabstürzen.“ Dieses sagte er aber deshalb, weil er glaubte, daß unter seinen Feinden dort niemand seiner Sprache kundig wäre. Allein zu seinem Unglück war doch einer da, zwar ein niedriger, zerlumpter Kerl, der aber deutsch verstand und alles dieses eiligst dem Erzbischof Lampert hinterbrachte. Dieser, als ein kluger Mann, empfing den Burchard keineswegs mit Geringschätzung, sondern mit böser Absicht nahm er ihn trefflich auf und erwies ihm die größte Ehre. Unter andern gab er ihm sogar als ein Zeichen seiner besonderen Freundschaft die Erlaubniß, in seinem Brühl einen Hirsch zu jagen, welches er sonst nur seinen liebsten und vornehmsten Freunden gestattete.

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig ohne Jahr, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/68&oldid=- (Version vom 5.4.2023)