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Daher beschloß er 935nach gepflogener Berathung, Italien zu verlassen, den Grafen Milo aber zu verhaften und nach Baiern mitzunehmen, um, wenn er sein Heer ergänzt haben würde, mit ihm nach Italien zurückzukehren. Dieser Beschluß blieb dem Milo nicht verborgen.

51. Er sann also hin und her und wußte durchaus nicht was er thun sollte. Sich an den König Hugo zu wenden wagte er nicht, da er sich um ihn so schlecht verdient gemacht hatte. Von Arnold aber nach Baiern gebracht zu werden, das schien ihm schlimmer als der Tod und nur der Hölle vergleichbar zu sein. Daher beschloß er in dieser Verlegenheit dennoch, dem Arnold zu entfliehen, und sich zum König Hugo zu begeben, weil er wußte, daß dieser sich leicht zur Barmherzigkeit bewegen ließ. Arnold dagegen zog sich so schnell, als er nur konnte, nach Baiern zurück.

52. Vorher erstürmte er aber die Burg von Verona, und nahm den Bruder des Milo, so wie dessen Krieger, welche den Platz zu halten versuchten, mit sich nach Baiern. Sobald er abgezogen war, ergab sich die Stadt an den König Hugo, und der Bischof Raterius ward gefangen und nach Pavia verwiesen. Daselbst begann er in seiner witzigen und beißenden Weise ein Buch über die Beschwerden seiner Verbannung zu verfassen[1]. Wer das lesen will, wird darin vielerlei finden, was der Verfasser bei dieser Gelegenheit gar fein und geistreich behandelt hat, so daß er sich nicht nur mit dem Verstande daran erfreuen, sondern auch Nutzen daraus ziehen kann.


Hier endet das dritte Buch.




Empfohlene Zitierweise:
Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/74&oldid=- (Version vom 6.4.2023)
  1. Das Werk, welches Ratherius in seiner Gefangenschaft verfaßte, sind die Präloquien oder das Agonistikon in sechs Büchern, so genannt weil es jedem Stande die geistlichen Waffen für den Kampf des irdischen Lebens geben sollte. Ueber seine eigenen Schicksale kommt viel darin vor, aber in sehr dunkler, kaum verständlicher Weise, weil er absichtlich seinen Feinden den Sinn verbergen wollte.