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Hier beginnt das vierte Buch.

1. Alles was ich bisher erzählt habe, ehrwürdigster Bischof, habe ich so dargestellt, wie es mir von den achtbarsten Augenzeugen mitgetheilt worden ist. Was ich aber von nun an zu berichten habe, werde ich vortragen als Einer, der dabei zugegen war. Zu jener Zeit war ich nämlich so weit herangewachsen, daß ich mir durch den Wohlklang meiner Stimme die Gewogenheit des Königs Hugo erwerben konnte. Denn dieser liebte die Kunst des Gesanges gar sehr, und darin konnte keiner von den Knaben meines Alters mich übertreffen.

2. Da nun König Hugo sah, daß ihm alles nach Wunsch ging, so setzte er mit allgemeiner Beistimmung seinen Sohn Lothar, den er mit seiner Gemahlin Alda gezeugt hatte, neben sich selbst zum Könige ein. 931
Mai 15.
Hierauf überlegte er, auf welche Weise er Rom, von wo er schimpflich vertrieben worden war[1], wiedererlangen könnte. 933 Er sammelte also ein Heer und zog nach Rom. Obschon er aber die Orte und Gegenden rund umher gräulich verwüstete, und der Stadt selbst mit täglichen Angriffen zusetzte, so gelang es ihm doch nicht sich derselben zu bemächtigen.

3. Zuletzt gedachte er durch seine Verschlagenheit den Alberich überlisten zu können, und machte ihm den Vorschlag, seine Tochter Alda, des Königs Lothar leibliche Schwester, zur Gemahlin zu nehmen, damit er so Frieden erlange, und hinfort als des Königs eigener Sohn gesichert bleibe. 936 Alberich aber, der kein einfältiger Mann war, vermählte sich zwar mit Hugos Tochter, Rom aber, wonach ihn so sehr gelüstete, übergab er ihm keineswegs und hütete sich wohl, in seine Gewalt zu kommen. Doch hätte

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/75&oldid=- (Version vom 6.4.2023)
  1. Durch Alberich, den Sohn der Marozia, wie Liudprand im dritten Buche erzählt hat.