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939 so dreist Unrechtes forderst, erkläre ich, und das ganze Heer soll deß Zeuge sein, daß du weder dieses noch irgend etwas anderes jemals von mir erhalten sollst. Wenn dein Sinn danach steht, mit den übrigen Treulosen davon zu gehen, so gehe hin, je schneller desto besser.“ Als das der Graf vernahm, erröthete er vor Scham, denn das Gesicht des Menschen ist seiner Seele Spiegel; und schleunig stürzte er zu des Königs Füßen und bekannte daß er gefehlt, daß er sich schwer vergangen habe.

Danach bedenke nun, mit wie standhaftem Muthe dieser Held Gottes nicht nur die sichtbaren, sondern auch die unsichtbaren Feinde zu Schanden macht. Denn der Erzfeind meinte ihm noch nicht genug geschadet zu haben, nachdem er so viele mächtige Fürsten gegen ihn aufgewiegelt, und sogar den Bruder angehetzt hatte ihm die Krone zu rauben; weil er wohl wußte, daß dieses nur äußerlich ihm Schaden brachte. Darum verleitete er auch jenen Grafen, das Erbtheil der Heiligen für sich zu fordern, damit der König um so rascher den Zorn Gottes gegen sich errege, wenn er das Eigenthum der Knechte Gottes ungerechter Weise seinen Kriegern überlieferte. Weil ihm aber dieses nicht gelang, so erhob sich nun der fromme König, für den um seiner Beständigkeit in dieser Versuchung willen Gott selber stritt, zu solcher Größe, wie wir nunmehr berichten werden.

29. Der heilige David sagt im Namen des Herrn: „Wollte mein Volk mir gehorsam sein und Israel auf meinem Wege gehen, so wollte ich ihre Feinde bald dämpfen, und meine Hand über ihre Widerwärtigen wenden[1].“ Daß solches erfüllt wurde an diesem Könige, der dem Herrn gehorsam war und auf seinem Wege ging, das wird sich klar aus dem ergeben, was ich jetzt zu erzählen habe.

Als Eberhard und Giselbert erfuhren, daß der König im

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/93&oldid=- (Version vom 10.4.2023)
  1. Psalm 80 (81), 14.