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939 Mainz und von dort unverweilt nach Metz gegangen[1]. Es hatte nämlich des Königs Bruder Heinrich den Plan entworfen, sobald Eberhard und Giselbert zurückgekommen wären, dort in Gemeinschaft mit eben diesem Friedrich ein Heer zu sammeln, und so dem König der im Elsaß weilte, einen schweren Kampf zu bereiten. Als aber der Erzbischof dort angelangt war, erhielt er die unverwartete und unwillkommene Nachricht, daß jene zwei Fürsten bereits durch den Tod aus dieser Welt geschieden waren. Darüber ward er dermaßen bestürzt, daß er durchaus nicht wußte was er thun sollte.

33. Inzwischen verließ der König den Elsaß, und zog nach Franken. Aus Furcht vor ihm nahmen die Einwohner von Mainz ihren zurückkehrenden Erzbischof nicht in ihre Mauern auf, und so geschah es, daß derselbe bald darauf von den Getreuen des Königs gefangen und diesem vorgeführt wurde, der ihn dann nach Sachsen in Gewahrsam bringen ließ. Dort verblieb er einige Zeit, dann ward er durch die Gnade des Königs in seine vorige Würde wieder eingesetzt.

34. Heinrich endlich, getrieben von Angst vor dem Könige, seinem Bruder, wollte sich in die Burg Kevermunt werfen, welche nicht allein durch der Menschen Kunst, sondern auch durch ihre natürliche Lage sehr stark ist. Allein seine Schwester, Giselberts Witwe, verhinderte ihn daran, da sie vorher seine Absicht erkannte, und schalt ihn noch überdieß in folgender Weise: „Pfui! Hast du nicht genug an dem Jammer, der durch meines Gatten Tod über mich gekommen ist? Willst du dich auch noch in meine Festungen einschließen, damit sich des Königes Zorn wie eine Fluth über dieses Land ergieße[2]? Ich werde es nicht dulden, nicht ertragen, nicht zulassen[3]; so thöricht

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Liudprand: Aus Liudprands Werken. Verlag der Dyk'schen Buchhandlung, Leipzig 1890, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_Liudprands_Werken.pdf/97&oldid=- (Version vom 11.4.2023)
  1. Bischof Adalbero I von Metz war ein eifriger Feind des Königs.
  2. Nach Hosea 5, 10.
  3. Nach Cicero gegen Catilina I, 5.