Seite:BKV Erste Ausgabe Band 38 020.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

und durch den Glauben wird sie gefunden. Er verlangt auch Gastfreundschaft, und durch den Glauben wird sie reichlich geübt. Er verlangt Einfalt, und durch den Glauben wird sie eingeprägt. Er verlangt Geduld, und durch den Glauben wird sie vollendet. Er hat Wohlgefallen an der Sanftmuth, und durch den Glauben wird sie erworben. Er liebt die Abtödtung, und durch den Glauben wird sie errungen. Er verlangt die Reinheit, und durch den Glauben wird sie bewahrt. Alle diese Dinge verlangt der Glaube, welcher auf Christum, den wahren Grundstein, gegründet ist, und diese Werke verlangt der König Christus; denn er wohnt nur in Denjenigen, welche aus diesen Werken auferbaut sind.

Wenn du aber fragst: „Wie kann Christus, da er ja schon als Fundament gelegt ist, wiederum in dem vollendeten Gebäude wohnen?“, so antworte ich, daß sich beide Aussagen bei dem seligen Apostel finden. Denn er sagt:[1] „Ich habe wie ein kundiger Baumeister das Fundament gelegt.“ Alsdann erklärt und zeigt er die Beschaffenheit dieses Fundamentes mit folgenden Worten: „Ein anderes Fundament kann Niemand legen, ausser dem, welches gelegt ist, welches ist Jesus Christus.“ Daß aber Christus auch in dem Gebäude wohnt, beweist die oben von mir angeführte Stelle des Jeremias, wo er die Menschen Tempel nennt, in welchem Gott wohne. Ebenso sagt der Apostel: „Der Geist Christi wohnet in euch,“ und unser Herr[2]: „Ich und mein Vater sind Eins.“ So vereinigen sich also diese beiden Aussagen, daß Christus in den Menschen wohnt, die an ihn glauben, und daß er selbst das Fundament ist, über dem sich der ganze Bau erhebt.

Nun will ich aber auf meine vorige Behauptung zurückkommen, daß Christus von den Propheten Grundstein genannt werde. Vor Zeiten hat nämlich David über ihn geweissagt[3]: „Der Stein, welchen die Bauleute verworfen


  1. I. Kor. 3, 10.
  2. Joh. 10, 30.
  3. Psalm 117, 22.