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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

Abhandlung über die Liebe.




Für den der Wahrheit Zugänglichen, mein Freund, hangen das ganze Gesetz und die Propheten an zwei Geboten, wie unser Erlöser sagt; Denjenigen freilich, welcher sich nicht belehren lassen will, sind selbst Gesetz und Propheten nicht im Stande zu überzeugen.[1] Denn unser Heiland spricht:[2] „An diesen zwei Geboten hängt das Gesetz und die Propheten, daß der Mensch liebe den Herrn seinen Gott von ganzer Seele, aus allen Kräften und nach all’ seinem Vermögen, und ferner, daß der Mensch seinen Nächsten liebe wie sich selbst.“ Wenn wir nun diese beiden Gebote, an welchen die ganze Kraft des Gesetzes und der Propheten hängt, betrachten, so finden wir, daß die Aufzeichnung des Gesetzes und der Propheten nicht nöthig gewesen wäre, wenn diese Gebote sich dem Herzen und Gewissen der Menschen fest eingeprägt hätten. Denn es steht geschrieben:[3] „Für die Gerechten ist das Gesetz nicht gegeben, sondern für die Sünder. Wäre aber die Gerechtigkeit unter den Menschen geblieben, so wäre kein Gesetz


  1. Vgl. Luk. 16, 31.
  2. Matth. 22, 37.
  3. I. Timoth. 1, 9.
Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 033. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_033.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)