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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

Madian blieb. Als darauf ihre Drangsal überaus groß geworden war, führte er sie aus Ägypten heraus. Diesen Aufschub ordnete Gott an, einmal, um die Israeliten dafür zu züchtigen, daß sie den Moyses verworfen hatten, dann aber auch, damit die Sündenschuld der Amoriter voll werde.[1] Dem Volke fügte er dreissig Jahre ägyptischen Aufenthaltes zu der dem Abraham verkündigten Zeit hinzu; den Amoritern aber gewährte seine Langmuth noch eine siebenzigjährige Frist, dreissig Jahre in Ägypten und vierzig in der Wüste. Als nun nach Verlauf der vierhundertunddreissig und vierzig Jahre die Schuld der Amoriter übervoll geworden war, führte er sein Volk in das Land der Verheissung. Wisse aber, mein Lieber, daß Gott an keine Festsetzung gebunden ist. Zuweilen verkürzt er eine Frist, und zuweilen verlängert er sie. So hatte er zur Zeit Noe’s wegen der Gottlosigkeit der Menschen verkündigt, daß ihnen eine Frist von einhundertundzwanzig Jahren gesetzt sein solle, und dennoch vertilgte er sie schon im sechshundertsten Lebensjahre Noe’s.[2] Denn er sprach: „Hundertundzwanzig Jahre sollen noch sein auf Erden,“ und dennoch wurden die Menschen im sechshundertsten Lebensjahre Noe’s ausgerottet und so ihre Frist um zwanzig Jahre verkürzt. Ferner als das sündhafte Reich Ephraim seinen Frevel arg trieb, jenes Reich, über welches Jeroboam, der Sohn Nabat’s, herrschte, der selbst sündigte und Israel sündigen machte; als, sage ich, die Ephraimiten sündigten, verkündete ihnen Gott in der Weissagung des Propheten Isaias:[3] „Nach


  1. Vgl. Genes. 15, 16.
  2. Aphraates nimmt an, daß die Genes. 6, 3 angekündigte Frist von 120 Jahren bei Gelegenheit der im Folgenden erzählten Mittheilung an Noe festgesetzt worden sei. Unter dieser Voraussetzung würde die Frist in Wirklichkeit nur 100 Jahre betragen haben, da Noe zur Zeit jener Unterredung (6, 18) schon Söhne hatte, welche ihm nach 5, 31 erst in seinem fünfhundertsten Jahre geboren worden waren, die Fluth aber bereits in seinem sechshundertsten Lebensjahre eintrat.
  3. Is. 7, 8.
Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 040. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_040.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)