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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

eines Jahres. Dasselbe kannst du auch an der weltlichen Obrigkeit beobachten. Manche nämlich gefallen dem König wegen ihres Verhaltens und empfangen Ehre von den Gewalthabern. Der Eine erhält vom König eine Krone, indem er zum Statthalter einer Provinz ernannt wird; dem Anderen gibt der König Landgüter und zeichnet ihn durch Prachtgewänder vor den minder Angesehenen aus; wieder Andere empfangen Gaben und Geschenke. So ist die dem Einen erwiesene Ehre von der des Anderen verschieden. Dem Einen erweist der König die Ehre, daß er ihn zum Verwalter aller seiner Schätze macht; der Andere dient dem König gemäß seiner geringen Befähigung und hat nur für die Bereitung des täglichen Brodes zu sorgen.

Auch von der Strafe behaupte ich, daß sie nicht für Alle die gleiche sei. Wer viel gesündigt hat, wird heftig gequält; wer weniger gesündigt hat, wird gelinder gestraft. Manche gehen in die äusserste Finsterniß, wo Weinen und Zähneknirschen ist. Andere fallen, wie sie es verdienen, in’s Feuer, von welchem nicht geschrieben steht, daß in ihm Zähneknirschen oder Finsterniß sei. Manche werden an einen anderen Ort geworfen, wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht erlischt und sie allem Fleische zum Entsetzen werden. Anderen wird die Thüre vor dem Angesicht zugeschlossen und ihnen vom Richter zugerufen: Ich kenne euch nicht. Erkenne also, daß die Strafen ebenso wenig als die Belohnungen für Alle die gleichen sind! Die Menschen werden nicht auf eine einzige Weise gerichtet, sondern einem Jeden wird nach seinen Werken vergolten. Denn der Richter ist mit Gerechtigkeit bekleidet und unparteiisch. Und wie ich dir vorher gezeigt habe, daß die Könige und Fürsten dieser Welt ihren Untergebenen nicht die gleichen Ehren erweisen, und daß sie denen, die sie auszeichnen wollen, verschiedenartige Gaben schenken, ebenso will ich dir auch zeigen, daß sie verschiedene Arten von Kerkern, Ketten, Fesseln und Banden haben. Der Eine begeht ein schweres Verbrechen gegen den König und wird ohne Untersuchung dem Tode überliefert. Das Verbrechen des Anderen ist kein todeswürdiges,

Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_145.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)