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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

ersten Male vor ihm erschienen wären. Aber sie zitterten nicht etwa vor ihm als vor einem harten und Schrecken einflößenden Herrn, sondern sie scheuten seine sie durchschauende Weisheit und sein ehrwürdiges Wesen. Denn obgleich er, auch wenn Jene ihn nicht sahen, doch niemals seinem freien Willen gestattete, sich ungezwungen und sorglos gehen zu lassen, so war es doch noch ein besonderer Beweggrund für seinen Willen, daß Jene nie auch nur in Gedanken an ihm Anstoß nehmen könnten. Da er sogar in seinen verborgensten Innern keine tadelnswerthe Empfindung duldete, war er natürlich in Gegenwart Jener und überhaupt anderer Menschen um so mehr würdig und Ehrfurcht einflößend; deßhalb flößte er trotz seiner Milde Furcht ein. Aber jene seine Hausgenossen sammt dem ganzen Klerus verpflichtete er gemäß dem Worte Gottes stets dazu, daß sie durchaus niemals von irgend Jemandem weder Bestechungen noch Ehrengeschenke annähmen. Auch allen Priestern seiner Diöcese untersagte er unter Androhung der Suspension, daß sie je wagten, einem von seinen Hausgenossen oder irgend einem seiner Kleriker Geschenke zu bringen, indem er sagte: „Wenn sie die Bestechung unter dem Namen einer Segensgabe (Eulogie) bringen, so sollten wir als Inhaber einer höheren Würde eher dieselbe geben; wenn sie dieselbe höhnischer Weise eine Ehrengabe nennen, so geziemt es sich doch eher für uns, als Trägern der geistlichen Herrschergewalt, den Untergebenen Ehre zu verleihen; wenn sie aber ihre in Wirklichkeit ungern dargebrachte Gabe ein Geschenk nennen, nun so sollten wir bedenken, daß wir bemittelter als Jene sind. Unter was immer für einem Vorwande uns also eine Gabe gebracht wird, läge es uns eher ob, zu geben, aber nicht zu empfangen.“

Welcher Mönch wäre wohl dem hohen Grade seiner Selbstverleugnung gleichgekommen? Denn seine Gesinnung war ascetisch, und seine beständige Kleidung bestand nur aus einem härenen Untergewand und einem einfachen Obergewand. Zum Gebrauch während des Gottesdienstes besaß er ausserdem noch einen Burnus[BN 1] für den Winter und eine


Berichtigungen und Nachträge

  1. S. 188, Z. 1 v. u. lies: Mantel statt Burnus. Auch ist der erste Satz der Anmerkung zu streichen. Das syrische Wort Biruna bezeichnet zwar bei den jetzigen Nestorianern eine Kopfbedeckung der Bischöfe, hatte aber ursprünglich jedenfalls die Bedeutung „Mantel“, da es die syrische Deminutivform des lateinischen Wortes birrus oder birrum ist. Berichtigungen und Nachträge, S. 409
Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koesel’sche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_188.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)