Seite:BKV Erste Ausgabe Band 38 217.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

Denn er hatte gesagt: So wahr der Herr lebt, in diesen Jahren wird weder Thau noch Regen sein, ausser nach dem Befehle meines Mundes. Diesen Eid seines Knechtes wollte Gott nicht unbestätigt lassen, sondern es geschah so, wie es der Prophet vorausgesagt hatte.“

Da sprach Rabbulus spöttisch zu dem seligen Alexander: „Wenn Dieß wahr ist, wenn euer Gott ein Solcher ist und seine Diener so augenblicklich erhört, so bitte auch du ihn, daß er vor uns Feuer herabsende! Wenn er das thun wird, so will ich bekennen, daß es keinen anderen Gott gebe als den Gott der Christen; wenn aber nicht, so ist das falsch, was bei euch geschrieben steht; denn auch du bist ja, wie du sagst, ein Knecht jenes Gottes.“ Aber der selige Alexander glaubte fest, ohne zu zweifeln, und Gott gewährte seine Bitte. Und weil es in der Schrift heißt:[1] „Alles ist dem Glaubenden möglich“, so sprach er zu ihm: „Rufe auch du deine Götter an, da sie ja zahlreich sind, auf daß Feuer vor uns herabfalle! Dann will ich zu meinem Gotte beten, und es wird Feuer herabkommen und die vor uns liegenden Strohmatten verbrennen.“ Rabbulus antwortete: „Ich habe keine solche Gewalt; aber bete du!“ Als der Heilige Dieß hörte, erhob er sich, im Geiste glühend, sprach: „Lasset uns beten“, und mit ausgebreiteten Händen nach Osten schauend, betete er also, daß sogar die Schöpfung bewegt wurde, daß Feuer herabkam und, wie es unser erhabener Athlet vorhergesagt hatte, die im Hause liegenden Matten verbrannte, ohne sie selbst im Mindesten zu verletzen. Da nun Rabhulus dieß plötzliche Wunder schaute, befürchtete er selbst von dem Brande verzehrt zu werden und rief mit lauter Stimme aus: „Groß ist der Gott der Christen.“ Er wollte auch dieses Wunder weit und breit bekannt machen, aber der Heilige beschwor ihn, ja verpflichtete ihn durch einen Eid, welchen er auch wirklich ablegte, daß er es bei seinen Lebzeiten Niemandem erzählen sollte. Aber dreissig Jahre nach


  1. Mark. 9, 22.
Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_217.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)