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Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38)

legen sie sogar, wo immer sie sich niederlassen, gewöhnliches Brod ganz unterschiedslos einander auf die Hände, um es zu opfern und dann zu essen. Auch kommt es vor, wenn sie von einem Ort zum anderen wandern oder eine lange Reise unternehmen, daß sie zwei- oder dreimal an einem Tage ihren natürlichen Hunger und Durst mit dem Leibe unseres Herrn stillen. Wenn sie dann am Ziele ihrer Reise angelangt sind, bringen sie Abends wieder das Opfer dar und nehmen davon, als ob sie nüchtern wären. Auch in den heiligen Tagen der vierzigtägigen Fastenzeit wagen sie so zu thun, da sie weder Gott fürchten noch sich vor den Menschen schämen. So werden also diese Menschen, welche nach ihrer Behauptung niemals Brod oder Wasser genießen, als Verzehrer des heiligen Brodes und Trinker des heiligen Weines sogar an diesen hehren Tagen erfunden, an denen sich selbst die Schlechtesten der Nahrung enthalten.

Es bezeugt mir aber der Geist in mir, o heiliger Bruder, daß es mich schaudert, deiner Herrlichkeit Alles zu schreiben, was ich über Jene gehört habe, weil mein Gewissen sich noch nicht entschließen kann, es für sichere Wahrheit zu halten. Wäre es doch möglich, daß du ohne briefliche oder mündliche Mittheilungen von mir das erfahren könntest, über dessen Wahrheit ich dich befragen wollte, und Jene dann durch deine Zurechtweisung ihre Strafe erhielten! Denn ich wünschte, daß sogar Dasjenige, was ich über sie gehört habe, weder du, o Herr, noch Jene erfahren möchten. Du mögest also nicht denken, und auch Jene mögen nicht annehmen, daß ich dir Dieses über sie geschrieben hätte, weil ich die schlimme Nachrede gegen sie glaubte, sondern ich befrage auch Andere darüber, weil ich noch immer an ihrer Wahrheit zweifle. Denn es scheint ja doch unmöglich, daß je eine so furchtbare Sünde von Menschen, die in Christo getauft sind, begangen werden könne. Man sagt nämlich, wenn sie die Hostie aus der Patene zubereitet hätten, so äßen sie davon leichtsinnig, so viel sie wollten; aber den Kelch des Blutes mische sich ein Jeder, wenn es möglich sei, mit heissem Wasser und trinke ihn wie gemischten Wein,

Empfohlene Zitierweise:
Aphraates, Rabulas, Isaak von Ninive in der Übersetzung von Gustav Bickell: Ausgewählte Schriften der syrischen Kirchenväter (BKV Band 38). Jos. Koesel’sche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_252.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)