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Isaak von Ninive: Ausgewählte Abhandlungen des Bischofs Isaak von Ninive (Bibliothek der Kirchenväter, Band 38)

Auf der griechischen Übersetzung beruht die lateinische, welche zuerst 1506 in Venedig gedruckt wurde und seitdem in die verschiedenen patristischen Sammelwerke überging, Anfangs irriger Weise unter dem Namen des Isaak von Antiochien. Bei Migne findet sie sich im I. Theil des 86. Bandes der Patrologia graeca, S. 811 ff. Sie beginnt mit dem dritten Kapitel des syrischen Textes, welches (wie schon bemerkt) dem Anfang des dritten arabischen Buches entspricht, und enthält nur ungefähr die erste Hälfte des in dem griechischen Texte vorliegenden Stoffes. — Ausserdem existirt noch eine äthiopische Übersetzung, über die uns aber nichts Näheres bekannt ist.

Da man, wie es scheint, alle Abhandlungen unseres Isaak, deren man habhaft werden konnte, in dem eben besprochenen Sammelwerk vereinigt hat, so sind fast keine anderen Schriften von ihm vorhanden. Denn auch sein langer Brief an den Abt Simeon von Cäsarea bildet im griechischen Text den Schluß jenes Werkes. Jedoch findet sich in Oxford ein ihm zugeschriebener Hymnus, durch dessen Gesang sich die Mönche nach Beendigung des nächtlichen Officiums am Einschlafen verhindern sollen. Das ausdrückliche Zeugniß der Überschrift wird hier durch die Übereinstimmung der Gedanken und Ausdrücke mit dem ascetischen Werke bestätigt; namentlich gestattet die ganze Art des Gedichtes nicht, den Antiochener Issak als Verfasser zu vermuthen. Ob die Gebete Isaak’s von Ninive, welche öfters in jakobitischen Handschriften vorkommen, selbstständig überliefert oder nur aus dem großen ascetischen Werke entnommen sind, würde sich ohne Vergleichung jener Handschriften nicht entscheiden lassen. Statt dessen wollen wir hier zwei ganz kurze Gebete Isaak’s von Ninive zur Sext aus einer uns gehörenden Handschrift übersetzen:

„Eingeborener aus dem Schooße des Vaters, der du stets durch die Herrlichkeit deines Wesens die geistlichen Welten (d. h. die himmlischen Heerschaaren) in Staunen versetzest, aber aus Liebe zu den Sterblichen deinen hehren Glanz mit dem Vorhange des Fleisches von unseren Gliedern

Empfohlene Zitierweise:
Isaak von Ninive: Ausgewählte Abhandlungen des Bischofs Isaak von Ninive (Bibliothek der Kirchenväter, Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_287.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)