Seite:BKV Erste Ausgabe Band 38 396.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Isaak von Ninive: Ausgewählte Abhandlungen des Bischofs Isaak von Ninive (Bibliothek der Kirchenväter, Band 38)

Ueber die verschiedenen Stufen der Erkenntniß und des Glaubens.




Es gibt eine Erkenntniß, welche dem Glauben vorhergeht, und eine Erkenntniß, welche aus dem Glauben entspringt. Die dem Glauben vorhergehende Erkenntniß ist die natürliche, die aus dem Glauben entspringende die geistliche.

Was ist die natürliche Erkenntniß? Sie ist die das Gute vom Bösen unterscheidende Erkenntniß, welche auch natürliche Urtheilskraft genannt wird und von Gott in die vernünftige Natur gelegt ist, damit sie von selbst auch ohne Belehrung das Gute und Böse erkenne; aber durch die Belehrung wird sie erhöht.

Es gibt Niemanden, in dem sich diese nicht rege, da sie die der vernünftigen Seele wesentliche Erkenntnißkraft ist, in welcher unaufhörlich die Unterscheidung zwischen Gutem und Bösem zum Vorschein kommt. Diejenigen, welche derselben entbehren, stehen unterhalb der Stufe der Vernunft. Diejenigen aber, bei welchen sie sich findet, befinden sich in der richtigen Ordnung der beseelten Wesen, indem Das in ihnen nicht zerstört ist, was Gott der Natur zur Ehre ihrer Vernünftigkeit verliehen hat.

Diejenigen, welche diese das Gute vom Bösen unterscheidende

Empfohlene Zitierweise:
Isaak von Ninive: Ausgewählte Abhandlungen des Bischofs Isaak von Ninive (Bibliothek der Kirchenväter, Band 38). Jos. Koese’lsche Buchhandlung, Kempten 1874, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BKV_Erste_Ausgabe_Band_38_396.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)